Hornfärben

[306] Hornfärben. – Voraus geht das Bleichen des »grünen« Naturhornes mit Wasserstoffsuperoxyd, wodurch auch gewisse Schwefelverbindungen des Hornes zerstört werden [1]. Es folgt das Beizen mit Lösungen chemisch wirksamer Stoffe: meist Blei-, Quecksilber-, Mangansalze oder Salpetersäure. Bleinitrat färbt »grünes« Horn durch Schwefelblei dunkel bis schwarz. Aus Bleinitrat in gebleichtem Horn durch Salzsäure erzeugtes Bleichlorid macht weiß, seidenglänzend oder perlmutterartig. Verbindet man hiermit Teerfarbstoffärbung, so kommen eigenartig schöne Wirkungen zustande. Rascher, aber das Horn stark angreifend, wirken alkalische Bleilösungen. Dabei quillt die Oberfläche des Hornes auf und wird bei langer Behandlung zur Gallerte, erhärtet dann aber an der Luft zu glasiger unebener Masse. Durch Abschleifen eines solchen Stückes gelangt man zu fleckenweisen Färbungen nach Art mancher Achate. Im Horn erzeugtes Chlorblei kann durch Kaliumbichromat in Bleichromat (gelb bis braun) übergeführt werden. Quecksilberoxydulnitrat färbt »grünes« Horn schön grau, worauf Schwefelleber tiefes Schwarz erzeugt. Dies ist ungiftig, weil unlöslich, wenn kein Ueberschuß des Nitrates verblieb. Kaliumpermanganat färbt gelbbraun bis tief schwarz, ohne, richtig gebraucht, das Horn anzugreifen. Geeignet verdünnte Salpetersäure färbt hell goldgelb (für Schildpattnachahmung), löst aber weiche Teile der Oberfläche [2]. – Das Färben geschieht mit Teerfarbstoffen und ähnelt dem Schafwollfärben. Man wählt saure Farbstoffe in angesäuertem Bade oder ätzt das Horn vorher mit Schwefelsäure. Farbstoffmischungen sind, meist nicht anwendbar. E. Beutel [2] fand unter anderem besonders brauchbar für Rot: Ponceau (Höchster Farbwerke oder A.-G. für Anilinfabrikation, Berlin), Safranin (Höchst), Eosin (Höchst), Eosin G.G.G. (Cassella & Co., Frankfurt a.M.); für Blau: Methylenblau (Höchst); für Gelb: Flavophosphin (Höchst); für Grün: Kristallgrün (Höchst); für Violett: Methylviolett (Höchst); für Rotbraun: Braun A (Höchst); für Braun: Bismarckbraun G (Griesheim-Elektron, Offenbach a.M.). Die verschiedenen Hornarten verhalten sich in Aufnahme der Farbstoffe verschieden. Undurchsichtig weißes Horn von Alpenrindern gibt nach E. Beutel durch Ungleichmäßigkeit prächtige Zeichnungen.


Literatur: [1] Beutel, E., Margold, Dom. und Zink, Ing., Oesterr. Chem. Ztg., Jahrg. 1913, S. 21. – [2] Beutel, E., Theorie und Praxis der Hornfärbung, Zeitschr. für angewandte Chemie, Jahrg. 1915, Nr. 28, S. 170–173.

Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 306.
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