[294] Kalksalpeter. Birkeland und Sam. Eyde stellen ein neues Präparat »Kalksalpeter« für Düngezwecke dar, indem sie direkt den Stickstoff der atmosphärischen Luft unter Zuhilfenahme des elektrischen Stromes mittels des in der Luft enthaltenen Sauerstoffes oxydieren.
Sie haben den bisherigen Weg insofern wesentlich geändert, als die Oxydation nicht mehr im gewöhnlichen Flammenbogen vor sich geht, sondern mittels eines Flammenbogens, der sich im »magnetischen Felde« befindet. Der Vorteil dieses Verfahrens gegen das frühere soll im wesentlichen darin bestehen, daß man bei geringerer elektrischer Spannung (5000 Volt gegen früher mindestens 15000 Volt) größere Mengen Luft passieren lassen kann und hierdurch sowohl eine billigere als auch eine wesentlich höhere Ausbeute an Salpetersäure erzielen soll. Es bildet sich hierbei zunächst salpetrige Säure, die aber gleichzeitig durch den vorhandenen Ueberschuß an Sauerstoff zu Salpetersäure oxydiert wird. Die heißen Gase werden durch Granittürme geführt, mit Wasser gewaschen, und man soll eine 50 prozentige Salpetersäure erhalten, die dann mit Kalk gesättigt wird. Das so erhaltene Calciumnitrat kommt als solches auf den Markt, während das gleichzeitig gewonnene basische Calciumnitrat als Düngemittel unter dem Namen »Kalksalpeter« verwendet werden soll.
Eine wesentliche Erhöhung der Ausbeute gegen die frühere Methode soll wie folgt erzielt werden. Wie bei dem früheren Verfahren wird ein Wechselstrom verwendet, und bei Erhöhung der Temperatur bis 3000° C. soll eine Ausbeute bis 5% Salpetersäure erhalten werden. Diese Salpetersäure ging aber bisher durch langsames Erkalten zu einem großen Teil wieder verloren. Nach Birkeland und Eyde soll dieser Verlust durch plötzliches Abkühlen fast ganz vermieden werden. Die Fabrikation begann im Jahre 1903 auf Frognerkilens Fabrik in Schweden; in demselben Jahre wurde die Fabrikation auf Ankerlökken und später nach der Versuchsstation Vassmoen bei Arendal verlegt. Nach einer Reihe weiterer Versuche ist eine Fabrik in Notodden bei Telemarken errichtet, die täglich 1500 kg reine Salpetersäure darzustellen imstande sein soll.
Im Handel ist das Düngemittel in größeren Mengen noch nicht. Ergebnisse von Düngungsversuchen mit Kalksalpeter sind dem Verfasser nicht bekannt, indes ist von vornherein anzunehmen, daß dieses Düngemittel genau so wirken muß wie der Chilisalpeter falls das Präparat rein, d.h. nicht mit salpetrigsauren Salzen vermengt ist.
Literatur: In einige Journale verstreut wie z.B.: Morgenbladet, Christiania, 4. u. 6. Dezember 1905; Verdens Gang, Nr. 345, Christiania, 6. Dezember 1905; Die chemische Industrie, Nr. 23, Berlin, 1. Dezember 1905; Illustr. landw. Zeitung, Nr. 101, Berlin, 20. Dezember 1905.
Weitz.
Lueger-1904: Kalksalpeter [2]