Kaserne

[402] Kaserne, ein zur Wohnung von Soldaten bestimmtes Gebäude, das in Festungen zur Verteidigung dienen kann und dann bombensicher anzuordnen ist.

Schon die Römer erbauten in der Kaiserzeit Kasernen, wovon in Pompeji und Rom Reste vorhanden sind. Das Mittelalter kannte dieselben in diesem Sinne nicht, wenn auch die geistlichen Ritterorden ähnliche Bauten nötig hatten. In der Neuzeit wurde in Frankreich die Kasernierung der Lohntruppen unter Ludwig XIV. im Jahre 1691 befohlen, in Preußen die erste Kaserne unter Friedrich Wilhelm I. 1717 erbaut und mehr und mehr eingeführt, um der Desertion vorzubeugen. Die neueste Zeit bedarf großer Kasernenbauten, die in den größeren Städten der weiten Anlage wegen nicht im Innern der Stadt, sondern außerhalb des Weichbildes in freier, gesunder Lage errichtet werden. Die Kaserne der früheren Zeit bildete ein einziges, großes, mehrere Höfe umschließendes Gebäude. Heute legt man Wert darauf, viele Einzelbauten in Abständen von 12–20 m anzuordnen, und erbaut deshalb für ein Infanteriebataillon (550 Mann in 4 Kompagnien) Wohngebäude für je 2 Kompagnien, dreistöckig, mit Mannschaftszimmern zu 10–12 Mann, 4,5 qm pro Kopf. Unter Dach Montierungskammern. Nahe dabei die nötigen Küchen- und Latrinenbauten; außerdem kommen hinzu: ein Wohngebäude für verheiratete Unteroffiziere, Exerzierhaus (4 qm pro Rekruten), Offiziersspeiseanstalt,[402] Waschhaus und Pferdestall; von diesen Gebäuden eingeschlossen ein großer Uebungsplatz. Bei Reiterkasernen (1 Regiment 662 Mann) sind Mannschaften und Pferde eskadronsweise getrennt. Statt des Exerzierhauses ist eine gedeckte Reitbahn nötig. – Die einstöckigen Stallungen umschließen die Reitplätze. Entfernt hiervon ein Krankenstall. Bei Artillerie- und Trainkasernen kommen noch hinzu: große und lange Schuppen für Geschütze und den Wagenpark. Die Kosten einer Kaserne für ein Infanterieregiment stellen sich ohne Gelände auf 2000000 ℳ., für ein Reiterregiment auf 2100000 ℳ.


Literatur: [1] Vorschriften über Einrichtung und Ausstattung der Kasernen, Berlin 1874. – [2] Baukunde des Architekten, Bd. 2, Berlin 1884. – [3] Klasen, Grundrißvorbilder, Leipzig 1883, 12. Abschn. – [4] Handb. d. Architektur, 4. Teil, 7. Halbbd., Darmstadt. – [5] Berlin und seine Bauten, Berlin 1896. – [6] Dresdens Bauten, herausg. vom Ing.-Arch.-Verein 1878. – [7] Zeitschr. für Bauwesen 1850–1892.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 402-403.
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