[463] Keuperformation, oder kurzweg Keuper, überlagert die Muschelkalkformation und wird von dem schwarzen Jura oder Lias bedeckt. Die Gesteine sind im allgemeinen mehr sandig-toniger als kalkiger Natur; es sind Sandsteine in verschiedenen Horizonten (ganz allgemein als Keupersandsteine bezeichnet), Tone und Schiefertone, Mergel (Keupermergel), Dolomite und Kalksteine. Untergeordnet sind Gips, Anhydrit und Steinsalz, auch Steinkohle, sogenannte Keuperkohle. Im Gegensatz zu diesen für die außeralpine Keuperformation wichtigen und charakteristischen Gesteinen setzt sich der Keuper in den Alpen vorwiegend aus Kalksteinen und Dolomiten zusammen; hier sind auch massige Gesteine zum Ausbruch gelangt (Melaphyre, Augitporphyrite, Syenite, Diabase, Porphyre u.s.w. [Südtirol]).
Aus diesen Verschiedenheiten ergibt sich auch die Eigenart in der Entstehung der beiden gleichalterigen Schichtengruppen; der außeralpine Keuper in Zentraleuropa stellt eine am Ufer oder im Binnenmeer, also im seichten Meer gebildete, der alpine Keuper dagegen eine in der Tiefsee entstandene Schichtengruppe dar. Die ausgestorbene Pflanzenwelt des Keupers zeichnet sich durch das Vorherrschen von Koniferen und Cycadeen aus; auch Farne von baumartigem Wuchs sind reich entwickelt. In der Tierwelt der außeralpinen Schichten macht sich das Aussterben der aus dem vorausgehenden Muschelkalk bekannten Tiefseebewohner bemerkbar. In den alpinen Schichten jedoch beginnt sich in den zahlreich erscheinenden Ammoniten ein neuer Formenkreis von Bewohnern des tiefen Meeres zu entwickeln, während Muscheln und Schnecken nichts eingebüßt haben. Korallen sind untergeordnet. Unter den Wirbeltieren fallen riesige Saurier und vor allem die ersten Formen von Säugetieren (Beuteltieren) auf.
Außerhalb der Alpen liegen die Schichten fast durchgängig horizontal oder zeigen die Form sehr flacher Mulden und Sättel. Die mittlere Mächtigkeit läßt sich hier zu etwa 300 m bestimmen. Man gliedert hier, d.h. im Hauptverbreitungsgebiet des Keupers (Franken, Schwaben, Thüringen), die Schichten in drei Abteilungen.
I. Oberer Keuper oder Rhät, auch gelber Keuper. Meist hellfarbige, weiße und gelbe, feinkörnige Sandsteine mit meist grauen Schiefertonen. Die Sandsteine werden, wenn dickbankig, als Werkstein verwendet (Bayreuth und Bamberg), wenn quarzitisch, auch als Pflasterstein und Kleinschlag (Mitteldeutschland). Ein dünnes Flöz magerer Kohle kommt hier vor.
II. Mittlerer oder bunter Keuper. Vorwiegend rote und grünlichgraue Mergel, Schiefertone und Sandsteine, auch Gips und Steinsalz. Hierher gehört der weiße oder bunte, rötlich gefleckte und gestreifte, meist grobkörnige Bausandstein von Nürnberg, der bei dolomitischem oder kieseligem Bindemittel sehr fest wird und als Mühl-, Schleif- und Pflasterstein Verwendung findet, ferner der grünlichgraue oder gelbe, braungefleckte, gestreifte oder geflammte, feinkörnige Schilfsandstein, welcher namentlich in Stuttgart als Werkstein benutzt wird. Gewisse Sandsteine sind reich an kaolinisiertem Feldspat, aus dem durch Schlemmen Porzellanerde gewonnen wird (Oberpfalz). Bleiglanz stellt sich neben Weiß-, Gelb- und Grünbleierz in manchen Sandsteinen in abbauwürdiger Menge ein (Freihung in der Oberpfalz). Zu Töpferwaren lassen[463] sich manche Tone zwischen den Sandsteinen verwenden. Als Pflastermaterial dienen weiße Dolomite und Kalksteine. Steinsalz ist besonders im mittleren Keuper von Lothringen und England viel vertreten und wird gewonnen.
III. Unterer oder grauer Keuper, auch Lettenkohle oder Lettenkeuper. Meist graue sandige Schiefertone, Sandsteine und Dolomite. Die Sandsteine (Lettenkohlensandstein) sind grünlichgrau oder blaßgelb gefärbt, feinkörnig, besitzen toniges Bindemittel und werden, wenn hinreichend mächtig, als Werkstein benutzt (Würzburg), ohne indes allen Anforderungen der Wetterbeständigkeit zu genügen. Der Sandstein wird (meist im Hangenden) von einer unreinen, tonigen und schwefelkiesreichen Kohle begleitet, die gewöhnlich nicht eine abbauwürdige Beschaffenheit und Mächtigkeit erreicht; nur im polnischen Keuper ist ein Flöz von 1 m Mächtigkeit und mehr bei Siewierz im Abbau.
Die Keuperschichten der Alpen sind in starker Weise gefaltet, aufgerichtet und aus ihrer ursprünglichen Lagerung gerückt worden. Sie gliedern sich von oben nach unten in drei Abteilungen, und zwar zu oberst.
I. Rhätische Stufe, bestehend aus dem oberen Dachsteinkalk, grauen bis weißen, mergeligen bis kalkigen Schichten und den Kössener Schichten, ebenfalls aus Mergeln und breccienartigen oolithischen Kalken sich zusammensetzend.
II. Karnische Stufe, bestehend aus 1. Hauptdolomit und unterm Dachsteinkalk, die bitumen- und erdölreiche, schwarze, mergelige sogenannte Asphaltschiefer führen (bergmännisch bei Seefeld u.a. O. gewonnen); 2. Raibler Schichten, vorwiegend graue Mergel- und großoolithische Kalksteine.
III. Norische Stufe, bestehend aus 1. Wetterstein- und Hallstädter Kalk (weiße bis rötliche, marmorartige, dickbankige Kalksteine und Dolomite), die in den bayrischen und Nordtiroler Alpen zahlreiche Vorkommen von Bleierzen und Zinkblende einschließen; 2. Wengener und Kassianer Schichten, meist grauer Mergel und Schieferton mit Tuffen von Eruptivgesteinen. In den diesen Schichten entsprechenden Schiefertonen bei Idria sind Quecksilbererze (Zinnober und gediegen Quecksilber) in abbauwürdiger Menge imprägniert.
Die mergeligen und tonigen Keupergesteine liefern meist zähe, schwere, wenig durchlässige, aber immerhin sehr ergiebige, die sandigen dagegen sehr leichte und wenig fruchtbare Böden. Die rein kalkigen Gebiete (Alpen) leiden landwirtschaftlich unter dem Mangel einer Vegetationserde überhaupt; hier sind nur die mergeligen Schichten für die Wiesenkultur und für Weide von einiger Bedeutung. Im außeralpinen Gebiet finden manche Mergel zur Verbesserung kalkarmer Böden viel Verwendung. Wasserführende Schichten sind im allgemeinen im Keuper wenig mächtig und daher nicht sehr ergiebig; sie beschränken sich auf gewisse Sandsteine der unteren und mittleren Abteilung, die ihr Wasser an der Grenze gegen unterlagernde Mergel und Tone durch Quellen abgeben. Die Wasser des mittleren Keupers sind meist reich an Kalk und Gips, von den nur im Sandstein (Stuben- und Schilfsandstein) sich sammelnden abgesehen.
Literatur: v. Gümbel, Grundzüge der Geologie, Kassel 1888, S. 681 ff.; Ders., Geognostische Beschreibung des Königr. Bayern, 4. Abt., Kassel 1891; Begleitworte zu den geognostischen Spezialkarten von Württemberg; Loretz, H., Jahrb. preuß. geol. Landesanstalt f. 1894, Berlin 1895, S. 139; Thürach, H., Geogn. Jahreshefte 1888/89, Kassel 1889/90; Kayser, E., Geolog. Formationskunde, 2. Aufl., Stuttgart 1902; Gredner, H., Elemente der Geologie, 9. Aufl., Leipzig 1902.
Leppla.