Kielholplatz

[464] Kielholplatz, diejenige Stelle in einem Seehafen, welche eingerichtet ist, um kleinere Schiffe umzulegen, damit deren obenliegende Seite gereinigt, ausgebessert und neu bemalt werden kann.

Die Einrichtung besteht darin, daß, meist nahe dem Ufer, von Stelle zu Stelle feste Punkte erstellt werden, gegen welche man mittels Flaschenzügen, die an den oberen Teil der unteren Masten laufen, die Schiffe anholt, bis sie sich so weit flach gelegt haben, daß eine Seite derselben bis zum Kiele frei liegt. Ist diese Seite instand gesetzt, so richtet man das Schiff auf, dreht es um und wiederholt das Verfahren auf der andern Seite. – Die festen Punkte werden meist durch eine Reihe von Pfählen gebildet, die dem Ufer parallel laufen und welche durch [464] Zangen oder Kappenhölzer verbunden werden, an welche man die Flaschenzüge beteiligt. Längs diesen Pfählen läuft auf der Landseite gewöhnlich ein Steg, und am Ufer stehen Winden, um die Flaschenzüge anzuziehen. Häufig stehen die festen Punkte und die Winden direkt auf meiner zu diesem Zwecke niedriger gehaltenen Kaimauer. – In Fluthäfen muß der Kielholplatz entweder in einem Flutbassin liegen, da sich anders bei steigender oder fallender See die Lage des umgelegten Schiffes zum Wasserspiegel stetig ändern würde, oder man besitzt schwere und tiefgehende eigne Schwimmer, welche mit langen und schweren Ketten verankert sind und auf welchen sich die Vorrichtungen befinden, um die Schiffe anholen zu können. Beim Steigen – und Fallen der See verschiebt sich derart wohl die Lage des Schwimmers gegenüber seinen Ankern, nicht aber die Lage der umgelegten Schiffe gegenüber dem jeweiligen Wasserspiegel. – Das Kielholen beschränkt sich nunmehr nur noch auf Schiffe mit geringem Tiefgang, meist bloß auf hölzerne Segelschiffe, und kommt stets mehr außer Gebrauch, zunächst wohl, weil der ganze Vorgang die einzelnen Teile der Schiffe in ungünstiger Weise beansprucht. Namentlich Flußhäfen besitzen für kleinere Schiffe so wie so hinreichende einfache Mittel, um die Schiffe trocken legen zu können, ohne zu diesem Verfahren greifen zu müssen.

Zschokke.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 464-465.
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