Meerschaum

[354] Meerschaum (Sepiolith), Mineral, wasserhaltiges Magnesiasilikat, Mg2Si3O10H4 (theoretisch 60,83% SiO2, 27,01% MgO, 12,16% H2O).

Nicht kristallisiert, sondern derb, dicht, feinerdig, mild anzufühlen; weiß, hellgrau bis hellgelb oder -rot; undurchsichtig. Flachmuschelig brechend; matt, ohne Glanz; Strich glänzend; mit dem Fingernagel ritzbar, aber nicht zersprengbar, leicht zu schneiden, wenn feucht. Härte ungefähr 2; spez. Gew. ungefähr 0,9, daher auf Wasser schwimmend. Klebt an der Zunge. Beim Erhitzen vor dem Lötrohr wird Meerschaum schwarz und hart; er schmilzt zu weißem Email. Im Glaskolben beim Erhitzen Wasser abgebend (die faserigen kristallinen Arten geben Wasser bereits bei 100° C. ab, die andern erst bei 200°, alles erst bei Rotglut) und mit Salzsäure unter Abscheidung gallertartiger Kieselsäure zersetzbar. Wird beim Brennen schwarz. Vorkommen zumeist mit Serpentin vergesellschaftet und vielfach aus diesem hervorgegangen (Mähren, Bosnien, Frankreich, Spanien u.s.w.). Der im Handel verarbeitete Meerschaum kommt von Eski-sehschi, Kitschik und Brussa in Natolien (Kleinasien), wo er in knollenförmigen runden Klumpen in Sanden und Konglomeraten gefunden und in wenig tiefen Schächten gewonnen wird. Wahrscheinlich haben die Römer ihn bereits gekannt (Samische Gefäße). Bei der Verarbeitung (Pfeifenköpfe) wird er pulverisiert, dann mit Wasser versetzt und digerieren lassen, wobei sich etwas Schwefelwasserstoff bildet, dann geformt. Um die dunkle Färbung beim Anrauchen zu erzielen, versetzt man den Brei mit etwas Milch, Leinöl oder Wachs, welche beim Erhitzen verkohlen und dunkel färben. Das Rohmaterial kommt aus Kleinasien zumeist nach Wien, als dem Hauptsitz der Meerschaumindustrie; Paris, Pest, dann Ruhla (Thüringen) und Lemgo (Westfalen) verarbeiten ihn ebenfalls. Von den besten Qualitäten kosten 40 nußgroße Stücke 350 Kronen, von der schlechtesten 400 Stücke 30 Kronen österreichischer Währung.


Literatur: Hintze, Handbuch der Mineralogie, Leipzig 1897, Bd. 2, S. 810; Tomasek, Die Pfeifenindustrie, Weimar 1878; Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1897, Nr. 6; Raufer, Meerschaum- und Bernsteinwarenfabrikation, Wien 1876, Bd. 2, S. 810; Ziegler, Geschichte des Meerschaumes, Dresden 1883, 2. Aufl.; Industrieblätter 1884, Bd. 21, S. 157; Hannov. Wochenbl. f. Handel u. Gewerbe, 1881, S. 193; Helmhacker, Der Meerschaum, Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1897, 56. Bd. 44.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 354.
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