[613] Nietenherstellung. Die maschinelle Herstellung der Nietbolzen geschieht durch Anpressen (Auftauchen) des Kopfes (Setzkopf) mit Hilfe von Gesenken. Bei kleineren Nieten bis zu etwa 15 mm Durchmesser kann das Anpressen des Kopfes in kaltem Zustand geschehen; in der Regel wird aber schon von 10 mm ab die Kopfbildung warm vorgenommen.
Die Verfahren sind die folgenden: a) Fig. 13. Die Eisenstäbe werden zunächst auf einer Schere in Bolzen von entsprechender Länge geschnitten, wobei Wert darauf zu legen ist, daß die Schnitte genau rechtwinklig zur Stabachse sind (s. Scheren). Die angewärmten Bolzen et werden in eine Matrize b gefleckt und stützen sich gegen den Dorn c. Durch den Niedergang des Gesenkes (Döpper) d wird aus dem über die Matrize vorstehenden Bolzenende der Kopf angestaucht (Fig. 2), worauf nach dem Rückgang des Gesenkes d das Ausstoßen des Nietbolzens durch den Dorn c erfolgt (Fig. 3). Die nach diesem Verfahren arbeitenden Pressen sind Kurbel-(Exzenter)- oder Friktionsspindellpressen (s. Pressen). Für die Herstellung großer Mengen Niete verwendet man Kurbelpressen mit Revolver (Revolverpressen). Der die Matrizen tragende Revolver besitzt horizontale oder vertikale ([1], [3]) Drehachse; im ersteren Fall bewegt sich der Stempel senkrecht, im zweiten parallel zur Drehachse des Revolvers. Die Revolverpresse Fig. 4 (C.W. Hasenclever, Düsseldorf) besitzt acht Matrizen zur Aufnahme von Bolzen.[613] Die Wirkungsweise geht aus Fig. 5 hervor. Die Bewegung des Revolvers erfolgt ruckweise; der Döpper d preßt bei einem Vorwärtsgang den Kopf an. Im Innern des Revolvers befindet lieh eine Exzenterscheibe, welche durch die Umdrehung des Revolvers die gepreßten Nietbolzen auswirft. Die normale Leistung der mit 40 Umdrehungen der Hauptwelle arbeitenden Maschine beträgt pro Tag 10 000 bis 15000 Niete von 10 bis 25 mm Schaftdurchmesser und 120 mm größter Schaftlänge.
b) Fig. 68, Von dem in die Matrize b eingeführten Stab a (Fig. 6) wird durch seitliche Bewegung der Matrize der Bolzen abgeschnitten und hierauf durch den Stempel d der Kopf angestaucht (Fig. 7); die Matrize b bewegt sich dann wieder zurück, worauf der fertig gepreßte Nietbolzen durch den vorgeschobenen Stab aus der nach vorn konisch erweiterten Matrize hinausgeschoben wird (Fig. 8). Nach diesem Verfahren arbeiten Nietbolzenpressen, die zur Herstellung von Nieten auf kaltem Weg dienen; das Auftauchen des Kopfes erfolgt auch in gleicher Weise durch den Schlag eines von einer Feder betätigten Hammers wie bei den Drahtstift-(schlag)maschinen (s. Nagelherstellung, S. 573).
c) Fig. 911. Dieses Verfahren ist dem vorhergehenden ähnlich; die Matrize ist aber zweiteilig, so daß das fertige Niet durch Oeffnen der Matrize herausfällt (Fig. 11). Dieses Verfahren ist für die Herstellung von Nieten auf kaltem und warmem Weg gebräuchlich. Die Maschinen gleichen den horizontalen Schmiedemaschinen (s.d.).
d) Fig. 1214. An dem vorderen Ende des Stabs, der von der zweiteiligen Matrize (Fig. 12) gehalten ist, wird der Kopf angestaucht (Fig. 13) und hierauf mittels einer Schere das Niet von der Stange abgeschnitten (Fig. 14). In dieser Weise erfolgt die Herstellung von Nieten auf horizontalen Schmiedemaschinen (s.d.), die sich indessen für die Massenerzeugung von Nietbolzen weniger gut eignen. Beim Auftauchen des Kopfes entsteht am äußeren Rande ein Grat (Bart), s. bei e Fig. 15. Die Entfernung dieses Grats kann in warmem Zustande durch Fräsen [4] erfolgen. Gebräuchlicher ist indessen die Beseitigung auf kaltem Weg, und zwar (vgl. Fig. 15) mit Hilfe eines hohlen Stempels b zur Aufnahme des Nietschafts a und der Matrize c in Friktionspressen (s. Pressen) oder in Kurbelpressen (stehender und liegender Bauart) in der Regel mit selbsttätiger Auslösung nach jedem Hub. Fig. 16 Hellt eine horizontale Abgratmaschine (Nietenputzmaschine) von C.W. Hasenclever Söhne, Düsseldorf, dar. Die Leistungsfähigkeit beträgt je nach der Größe[614] zwischen 3000 und 8000 Nieten pro Tag. Die De Berguesche Abgratmaschine (Fig. 17, Malmedie & Co., Düsseldorf) besitzt einen drehbaren Matrizenhalter, so daß das Einsetzen der Niete in die Matrizen während des Gangs der Maschine in gefahrloser Weise erfolgt. Leistungsfähigkeit bis zu 5 Nieten pro Minute. Die Blißsche Abgratpresse (Fig. 18) besitzt zur Aufnahme der Matrizen eine sechsseitige Revolvertrommel, welche nach jedem Stößelhub eine Sechstelumdrehung vollführt. Der Arbeiter hat nur die zu entgratenden Nietbolzen in die Matrizen, von denen auf jeder Trommelseite zwei vorhanden sind, einzuschieben, worauf die Presse selbsttätig den Grat wegschneidet und den Bolzen nach rückwärts auswirft, Anzahl der Hübe 40 in der Minute. Auch durch Abdrehen kann die Entfernung des Grats erfolgen. Eine solche Abgratmaschine zeigt Fig. 19 (C.W. Hasenclever Söhne, Düsseldorf). Das Einspannen, Zentrieren, Abdrehen und Ablegen der Niete geschieht allein durch die Bewegung des Supports. Die Leistungsfähigkeit beträgt bis zu 5000 Nieten pro Tag.
Literatur: [1] Weisbach-Herrmann, Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinenmechanik, 2. Aufl., 3. Teil, 3. Abt., 2. Hälfte, Braunschweig 1901, S. 1425. [2] Karmarsch und Heerens Techn. Wörterbuch, 3. Aufl., Bd. 6, Prag 1883, S, 358. [3] Codron, C., Procédés de forgeage dans l'industrie, deuxième partie (premier volume), Paris 1898. [4] Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1883, S, 2 und 25.
A. Widmaier.
Buchempfehlung
In einem belebten Café plaudert der Neffe des bekannten Komponisten Rameau mit dem Erzähler über die unauflösliche Widersprüchlichkeit von Individuum und Gesellschaft, von Kunst und Moral. Der Text erschien zuerst 1805 in der deutschen Übersetzung von Goethe, das französische Original galt lange als verschollen, bis es 1891 - 130 Jahre nach seiner Entstehung - durch Zufall in einem Pariser Antiquariat entdeckt wurde.
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro