Panzerdeckschiff

[798] Panzerdeckschiff, ein Kriegsschiff, welches zum Schutz der vitalen Teile – Maschinen, Kessel, Munition, Torpedos, Steuereinrichtung u.s.w. – mit einem über die ganze Länge des Schiffes reichenden stark gewölbten Stahldeck von 30–125 mm Dicke versehen ist.

Die ersten Panzerdeckschiffe stammen aus dem Jahre 1881 und wurden zuerst in England gebaut – Esmeralda – zu einem Zeitpunkt, als der Kampf zwischen Panzer und Geschütz zugunsten des letzteren auszuschlagen schien. Sie ergaben sich aus dem Bestreben, beim Panzerschutz an Gewicht zu sparen und hierfür die Geschwindigkeit zu erhöhen und die Armierung zu steigern. Die Esmeralda bildet den Urtyp der jetzigen modernen geschützten Kreuzer.[798] Später hat man auch Avisos mit einem Schutzdeck von 30–50 mm Dicke versehen, doch bildet letzteres im Grunde genommen nur ein Splitterdeck [1], [3].

Die Panzerdeckschiff e werden, ähnlich den Panzerschiffen (s.d.), nach dem Längsspantensystem mit Doppelboden erbaut und erhalten meist auch einen Wallgang zum Schutz gegen Torpedos. Das Panzerdeck ist querschiffs stark gekrümmt; in der Mitte liegt es etwa 400 mm über der Konstruktionswasserlinie und wird nach den Schiffsseiten zu im Bogen oder in Knicken bis 1,5 m unterhalb der Konstruktionswasserlinie hinuntergezogen. Die Neigung der äußeren Flächen beträgt 30–35° gegen die Horizontale. An der Bordwand oberhalb des Panzerdecks ist vielfach ein Korkdamm mit dahinterliegendem Kofferdamm bis etwa 400 mm über die Konstruktionswasserlinie eingebaut, der oben meist mit dem Zwischendeck abschließt. Der Kofferdamm dient zur Aufnahme von Gegenständen zum Leckstopfen. Die Durchbrechungen des Panzerdecks, um zu den unterhalb desselben gelegenen Räumen Zugang und Luft u.s.w. zu schaffen, sind nach Möglichkeit eingeschränkt und nur in dem mittleren, über Wasser liegenden Teil angeordnet. Größere Oeffnungen werden mit Panzerfüllen oder mit Korkdämmen umgeben und im Gefecht mit Panzergrätings eingedeckt. Nach vorne und hinten senkt sich die Mittellinie des Panzerdecks unter die Konstruktionswasserlinie und dient zugleich vorne zur Versteifung des Rammstevens. – Oberhalb des Panzerdecks wird der Schiffsrumpf nach dem Querspantensystem, ähnlich den Panzerschiffen, erbaut. Da nur ein geringer Teil der Kohlen unterhalb des Panzerdecks Platz findet, so wird der größere Teil derselben auf dem Panzerdeck gestaut, und dieselben dienen dann zugleich als Kohlenschutz für die Durchbrechungen des Panzerdecks. Diese Anordnung hat jedoch den großen Nachteil, daß das größere Quantum Kohlen in umständlicher Weise nach den Heizräumen unterhalb des Panzerdecks getrimmt werden muß, so daß ein forciertes Heizen für längere Zeit nicht immer möglich ist [2], [4], [5]. Die größeren geschützten Kreuzer erhalten meist oberhalb des Panzerdecks an der Schiffsseite einen Gürtelpanzer von geringerer Stärke (100–150 mm), um die Wasserlinie besser zu schützen, und man nennt derartige Schiffe alsdann. Panzerkreuzer oder auch Große Kreuzer [4].


Literatur: [1] Bertin, E., Etat actuel de la marine de guerre, Paris. – [2] Croneau, Construction pratique des navires de guerre, Paris 1894. – [3] Albrecht, Th., Die modernen Kreuzer. Mitteil. aus dem Gebiet des Seewesens, Pola 1885. – [4] Neudeck, Leitfaden für den Unterricht im Schiffbau, Berlin 1902. – [5] Attwood, War-ships, London 1906.

T. Schwarz.

Panzerdeckschiff
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 798-799.
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