[149] Platindruck (Platinotypie), von William Willis (1873) erfundenes photographisches Kopierverfahren, welches, in verschiedener Weise ausführbar, absolut haltbare, unveränderliche Bilder von großer Schönheit ergibt.
Das lichtempfindliche Reagens beim Platindrucke ist oxalsaures Eisenoxyd (Ferrioxalat). Dieses wird durch Lichtwirkung zu oxalsauerm Eisenoxydul (Ferrooxalat) reduziert, welches Platinsalze (z.B. Kaliumplatinchlorür) zu metallischem Platin (Platinschwarz, Platinmohr) nach der Gleichung 6(C2O4Fe) + 3(K2PtCl4) = 3Pt + 2(C2O4)3 Fe2 + Fe2Cl6 + 6KCl zu reduzieren vermag. Die genannte Reduktion ist jedoch zur Gewinnung eines sattschwarzen Bildes ungenügend, weshalb noch die Anwendung von Alkalioxalaten (z.B. oxalsauerm Kalium) nötig ist. Das entstehende Doppelsalz (z.B. Kaliumferrooxalat) besitzt dann außerordentlich großes Reduktionsvermögen. Es gibt sogenanntes Auskopierplatinpapier (Pizzighelli), welches bereits in der Präparationsschicht alle notwendigen Substanzen (Ferrioxalat, Kaliumplatinchlorür und Natriumoxalat) enthält und durch die Luftfeuchtigkeit oder durch Anhauchen schon beim Kopieren kräftige Bilder ergibt, welche nur in verdünnter Salzsäure (1 : 80) zu fixieren und schließlich zu waschen sind. In der Praxis wird jedoch zumeist der Platindruck mit Entwicklung ausgeführt, wobei durch das Kopieren nur ein schwaches bräunliches Bild entsteht, das erst durch Uebergießen mit warmer bezw. kalter Lösung von Kaliumoxalat voll hervorgerufen wird. Man unterscheidet ein Verfahren mit Heißentwicklung und eines mit Kaltentwicklung. Platinpapier, welches in Blechbüchsen unter Chlorcalcium verschlossen aufbewahrt werden muß, ist gebrauchsfertig im Handel erhältlich. Es kann aber auch ohne große Schwierigkeiten selbst hergestellt werden, indem man geeignetes Rohpapier zunächst mit einer Gelatinelösung oder mit Kleider vorpräpariert (um das Einsinken des Bildes in den Papierfilz zu verhindern) und dann die lichtempfindliche Substanz (die zur Herstellung dieser erforderliche Lösung von oxalsauerm Eisenoxyd bezieht man am besten als »Normaleisenlösung« käuflich) im dunkeln Räume bestreicht. Durch Zugabe von Quecksilberchlorid zur Entwicklerlösung erhält man sepiabraune Töne, ebenso durch nachträglich erfolgende »Urantonung« (vgl. Tonbäder). Platindrucke zeichnen sich neben ihrer absoluten Haltbarkeit noch dadurch aus, daß sie große Gleichmäßigkeit der Töne, eine völlig matte Bildschicht und dadurch den Charakter von Zeichnungs- oder Aquatintablättern besitzen, ferner daß sie leicht mit Wasserfarben übermalt werden können. Dagegen ist das Verfahren wegen der Kostspieligkeit der Platinsalze sehr teuer.
Literatur: Hübl, Artur Freiherr v., Der Platindruck, 2. Aufl., Halle a. S. 1902; Eder, J.M., Ausführliches Handbuch der Photographie, 4. Teil, 2. Aufl., Halle a. S. 1899; Ders., Rezepte und Tabellen für Photographie und Reproduktionstechnik, 7. Aufl., Halle a. S. 1908; Keßler, H., Lehrbuch der praktischen Photographie, 6. Aufl., Leipzig 1906.
A.W. Unger.