[153] Plattenbiegemaschinen dienen im Unterschied von den Blechbiegemaschinen (s. Biegemaschinen, Bd. 1, S. 782) zum Biegen dickerer Bleche, wie Kesselbleche, Panzerplatten u.s.w. Diese Maschinen arbeiten entweder a) als Pressen mit Stempeln oder b) mit Walzen.
a) Biegepressen. Der Vorgang beim Biegen besteht darin, daß die zu biegende Platte zwischen zwei auf der einen Plattenseite und einem in der Mitte zwischen diesen auf der andern Plattenseite befindlichen Auflagerbalken dem Preßdruck ausgesetzt wird.
Fig. 1 zeigt eine Panzerplattenbiegepresse der Kruppschen Werkstätten für maximal 7000 t Preßdruck bei 550 Atmosphären Wasserdruck. Der Preßstempel bewegt sich beim. Pressen von unten nach oben. Der Betrieb erfolgt durch dampfhydraulische Druckübersetzer (vgl. a. Pressen, hydraulische, Schmiedepressen).
Fig. 2 stellt eine vertikale hydraulische Plattenbiegemaschine (Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Cöln) dar. Sie ist für Bleche bis 4 m Breite und 50 mm Stärke bestimmt. Sie besteht aus einem geschlossenen Rahmen a b c d, innerhalb dessen der Stempeln durch das mit Rollen versehene und hydraulisch (Zylinder f) betätigte Gestänge g infolge der geneigt angeordneten Bahnen h h verschoben wird. Zum Zurückziehen des Preßstempels dient der Rückzugszylinder i. Um geschlossene Ringe entfernen zu können, kann das Rahmenstück k hydraulisch nach oben gedreht werden. Ist der Raum oberhalb der Presse beschränkt, so wird die Konstruktion derart getroffen, daß das den Ring umschließende Rahmenstück aus seinem Verband gelöst und in eine Grube versenkt werden kann. Der Vorschub des Blechs erfolgt automatisch. Diese vertikalen Biegemaschinen haben den Vorteil, daß die Handhabung der Bleche eine leichtere ist, daß das Biegen auch des Randes erfolgen kann und daß auch die stärksten Bleche in kaltem Zustande gebogen werden können.[153]
b) Biegemaschinen mit Walzen. Diese Maschinen besitzen entweder drei Biegewalzen nach Fig. 3 oder vier nach Fig. 4. Bei der Anordnung nach Fig. 3 ruht die Walze A lose in ihren Lagern und ist gegen die beiden Walzen BB, welche angetrieben werden, verstellbar; bei der Anordnung Fig. 4 wird das Werkstück zwischen die festgelagerte Walze A und die verstellbare Walze B eingeklemmt, die beide angetrieben sind, während die Walzen CC lose in ihren Lagern ruhen und nach der Walze A zu verstellbar sind. Die Anordnung Fig. 4 ist die weniger gebräuchliche; sie hat den Vorteil, daß sie auch das Rundbiegen der Blechenden gestattet, während bei den Maschinen nach Fig. 3 ein mehr oder weniger breiter ungebogener Streifen verbleibt. Will man auch bei der Anordnung Fig. 3 die Enden der Platten gebogen erhalten, so verwendet man vorrätig gehaltene gebogene Bleche von genügender Breite, die man in die Maschine einlegt und in denen die Enden der Bleche rund gebogen werden. Zur Erzielung der gewünschten Rundung ist eine größere Anzahl von Durchgängen des Arbeitsstücks zwischen den Walzen notwendig; aus diesem Grunde besitzen die Maschinen Umkehrgetriebe (Wendegetriebe). Die die Durchbiegung bewirkenden, verstellbaren Walzen (A Fig. 3, C C Fig. 4) werden hierbei während der verschiedenen Durchgänge allmählich so lange nachgestellt, bis die gewünschte Rundung erzielt ist. Die Maschinen sind in der Regel derart eingerichtet, daß sie geschlossene Ringe (Schüsse) herzustellen gestatten; dies verlangt, daß keine Gestellteile u.s.w. die Herstellung des geschlossenen Rings behindern und daß Vorkehrungen getroffen werden, daß eine Entfernung des geschlossenen Rings möglich ist.
Fig. 5 stellt eine horizontale Plattenbiegemaschine (Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Cöln) für Schiffsbleche bis 11 m Breite und 40 mm Stärke mit elektrischem Antrieb dar. Die Oberwalze A, deren Dicke zweckmäßigerweise gering gehalten wird, stützt sich zur Verhinderung der Durchbiegung gegen Rollen, die an dem Verbindungsträger T gelagert sind. Für die Verstellung ist ein auf die Maschine gestellter, besonderer Motor vorhanden; eine Kupplung in der die Bewegung nach der rechten Gestellseite übertragenden Welle gestattet die Oberwalze zwecks Herstellung konischer Ringe schräg einzuteilen. Infolge der über der Oberwalze befindlichen Gestellteile u.s.w. ist es nicht möglich«, geschlossene Ringe herzustellen.
Fig. 610 zeigen Plattenbiegemaschinen, welche auch die Herstellung geschlossener Schüsse gestatten. Die zur Verstellung der Oberwalze dienende Welle ist deshalb nach unten verlegt, und ein Abstützen der Oberwalze kann nicht mehr stattfinden. Um den geschlossenen[154] Schuß abziehen zu können, ist bei der Maschine Fig. 6 (Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Cöln) das linke Oberwalzenlager umklappbar gestaltet. Das Gewicht der Oberwalze erschwert indessen das Herausziehen des Schusses, und es ist deshalb bei den Biegemaschinen Fig. 7 und 8 (Dampfkessel- und Gasometerfabrik A.-G. vorm. A. Wilke & Co. in Braunschweig) die Oberwalze mit einer Verlängerung (Kippschwanz) versehen, deren Ende sich gegen ein durch Zugstangen mit dem Gestell verbundenes, verstellbares Lager stützt, so daß die Oberwalze leicht schräg gestellt werden kann. Die gleiche Einrichtung hat auch die Maschine Fig. 9 (Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Cöln). Beim Abziehen geschlossener Schüsse wird bei Fig. 7 das Endlager der Oberwalze umgeklappt, das zur leichteren Handhabung durch Gegengewichte ausbalanciert ist, bei Fig. 8 und 9 ist das Endlager der Oberwalze in einem besonderen Ständer gelagert, der bei Fig. 8 zunächst seitwärts mit Hilfe von Schraubenspindel und -mutter geschoben und dann mittels Schnecke und Schneckenradsegments um die Achse des letzteren gekippt wird, während bei Fig. 9 der Ständer für die Oberwalze um eine unten liegende Drehachse umgelegt wird.
Die Verstellung der Oberwalze geschieht mit Hilfe von Schraubenspindeln und festgelagerten drehbaren Muttern, die in fester Verbindung mit einem Schneckenrad stehen. Diese Muttern und Schraubenspindeln befinden sich bei Fig. 6 und 7 unterhalb, bei der Fig. 8 und 9 oberhalb der Lager der Oberwalze. Fig. 10 zeigt eine vertikale Plattenbiegemaschine (Fr. Mönkemöller & Cie. in Bonn). Sie besitzt[155] den Vorteil leichterer Handhabung der zu biegenden Platten. Um einen geschlossenen Schuß aus der Maschine entfernen zu können, wird die innerhalb des Schusses befindliche Walze mittels eines Kraus nach oben gezogen [1].
Die gebräuchlichsten Abmessungen dieser Biegemaschinen gehen aus folgender Tabelle (Dampfkessel- und Gasometerfabrik A.-G. vorm. A. Wilke & Co. in Braunschweig) hervor.
Literatur: [1] Fischer, H., Die Werkzeugmaschinen, Bd. 1, 2. Aufl., Berlin 1905.
A. Widmaier.
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