[784] Biegen erfolgt durch Schlag oder Druck.
1. Biegen voller Metallkörper. Das Werkstück kann hierbei mit der Hand gehalten oder einseitig oder zweiseitig eingespannt oder an zwei Stellen gestützt werden. Zur sicheren Begrenzung des Biegens dienen Werkzeuge oder Modelle, in welche hinein- oder um welche herumgebogen wird: der Sicken-(Sieken-)stock, Fig. 1, der Dorn, die Hörner des Amboßes, das Umschlageisen, Fig. 2, die Zange, die Rundzange, die Sprenggabel zur Herstellung S-förmiger Biegungen. L- und T-Eisen müssen beim Biegen gegen eine Winkelveränderung durch Modelle (Lehren) geschützt werden. Schwache Gegenstände werden kalt, starke gewöhnlich warm gebogen. Die meisten Biegearbeiten erfolgen auf Biegemaschinen (s.d.).
2. Biegen von Röhren. Dünnwandige Röhren werden zur Verhütung des Einknickens und Flachwerdens in eine halbrunde oder spitzbogenförmige Furche gelegt, die ein seitliches Ausweichen des Materials verhindert, oder sie werden mit Blei, Harz, Asphalt, Treibkitt, Pech, das nach dem Biegen herausgeschmolzen wird, ausgegossen und dann wie Vollstäbe gebogen. Oder man füllt sie mit and, der durch eine besondere Maschine, bei der zwei durch Handkurbel getriebene Hämmer gegen die Rohrwandungen schlagen (D.R.P. Nr. 152243), festgeklopft werden kann. Nach D.R.P. Nr. 113084 wird vor dem Biegen eine Spirale in das Rohr eingeführt und durch Zusammendrücken mittels einer besonderen Vorrichtung zum festen Anliegen gegen die Rohrwandungen gebracht, so daß diese beim Biegen des Rohres gestützt sind.
3. Biegen von Holz. Die bis aufs Biegen fertigen Werkstücke werden zur Erhöhung der Biegsamkeit in Wasser gelegt und über Feuer erwärmt oder gekocht oder, wenn sie groß sind, in Kammern bei einer Temperatur unter 100° C. gedämpft. Das Holz gewinnt hierbei durch Auslaugung an Güte. Die Werkstücke werden heiß um hölzerne oder eiserne Modelle (Zulagen, Beilagen) herumgebogen und mit diesen in Trockenkammern bei 40° C. getrocknet. Ein Reißen der äußeren Fasern wird durch eine biegsame, gegen die Außenseite des Holzstückes gelegte Stahlschiene verhütet, die das Werkstück zwischen zwei festen Ansätzen aufnimmt, so daß der Zug durch die Schiene aufgenommen wird. Statt der Schienen werden bei großen Stücken spannbare Ketten angewendet. Besonders geschmeidig wird Holz durch Kochen in einer Tischlerleimauflösung. Vgl. a. Schmieden.[784]
Literatur: Fischer, Die Werkzeugmaschinen, Berlin 1901; Karmarsch-Fischer, Bd. 1 und 2, Leipzig 1888 und 1891; v. Hoyer, Mechanische Technologie, Wiesbaden 1897; Ledebur, Mechanischmetallurgische Technologie, 1897; Exner, W.F., und Lauboeck, G., Das Biegen des Holzes, Weimar 1893.
Dalchow.