[191] Portefeuillearbeit, Herstellung von Gegenständen des täglichen Gebrauches, zum beständigen Mitführen in den Kleidertaschen geeignet, meist aus lohgarem, weißgarem oder sämischgarem Leder.
Die Fabrikation zeigt eine teilweise Vereinigung von Techniken des Buchbinder-, Täschner- und Gürtlergewerbes. Der Portefeuiller schneidet seine Lederstücke genau nach sorgfältig erprobten Pappenmustern zu. Er feuchtet das Leder, bearbeitet es mit dem Walgerholz und kleistert es auf der Fleischseite, um ihm Stand und glatte Lage zu geben, er schärft es, indem er es auf einen Solnhofener Stein mit der Narbenseite auflegt und, mit einem breiten Messer stoßend, die Substanz genau nach der Vorzeichnung bis auf eine dünne Membran wegnimmt. Sodann wird, falls das Leder dicker erscheinen soll, weiches, ungeleimtes Papier in passender Größe aufgeklebt. Nach dem Trocknen zwischen Papptafeln legt man den Futterstoff dünnes Spaltleder oder Seidenstoff , genau geschnitten, glatt auf und klebt ihn am Rande seit. Dasselbe geschieht mit Taschenfalten, Klappen u.s.w. Sodann wird eine Zinkblechtafel so aufgelegt, daß gerade der Einschlag frei bleibt. Dieser wird mit Kleister bestrichen und sauber herübergeschlagen; mit dem Falzbein werden die durch Ecken und Kurven bedingten Fältchen verflachen, dann aber mit scharfem Messer die überschüssige Breite des Einschlags bis auf höchstens 5 mm mit sicherem Schnitt auf der Blechunterlage abgetrennt. Nun zieht man das Blech vorsichtig weg und drückt den schmalen Einschlag auf dem Futterstoff und den angesetzten Teilen fest. Später werden noch eine Steppnaht über diese Teile hinweggeführt sowie etwaige Schlösser angeschlagen. Gilt dieses Verfahren im allgemeinen für die sogenannte »weiche Arbeit«: Visites, Brieftaschen, Schreibmappen, Handschuh- und Taschentuchbehälter u.s.w., so werden dagegen die sogenannten »Rahmensachen« über feste Klötze geformt und nach dem Trocknen und Schneiden in Bügel eingenietet oder in solchen von Rinnenform durch Miteinstopfen von Schnüren befestigt. Zigarren- und Geldtaschen, auch die mannigfachen Formen der Bügeltaschen gehören hierher. Hauptorte der Fabrikation sind neben Wien und Paris besonders Offenbach a. M., Berlin und Nürnberg.
Literatur: Zeitschr. f. die Portefeuille-, Leder- u.s.w. -branche, Leipzig-Gohlis (10 Jahrgänge); Adam, Lehr- und Handbuch der Buchbinderei, Dresden 1886; Saalfeld, H., Leder und Lederwaren, Papierztg. 1897, Nr. 1 ff.
H. Saalfeld.