Reinigungsmasse

[404] Reinigungsmasse dient zur Entfernung des Schwefelwasserstoffes aus dem Leuchtgase. Ursprünglich wandte man dazu Kalkmilch an, später trockenes Kalkhydrat, welches auf den Horden der Reinigerkästen in gleichmäßigen Lagen ausgebreitet wurde. Die Schwierigkeit der Beseitigung des verbrauchten Kalkes veranlaßte die Gasanstalten, zur jetzt allgemein angewendeten Eisenreinigung, welche gleichzeitig die Cyanverbindungen aufnimmt, überzugehen.

Die älteste Eisenreinigungsmasse ist die Lamingsche Masse, die erhalten wurde durch innige Mengung des zu Pulver gelöschten Kalkes mit Sägmehl und Uebergießen mit in Wasser gelöstem Eisenvitriol. Da nach einmaligem Gebrauche der Kalk sich in schwefelsauern Kalk (Gips) verwandelt hat, der als unnützer Ballast in der Masse liegt, so ist man zur reinen Eisenreinigung übergegangen und benutzt vorzugsweise natürliche Eisenerze, seiten noch die aus Eisenspänen dargestellte Deickesche Masse. Die Masse von Lux, ein alkalisiertes Eisenoxydhydrat, findet infolge ihrer großen Aufnahmefähigkeit vielfache Anwendung. Vorzugsweise werden natürliche Raseneisenerze verwendet, in denen das Eisenoxyd hydratisiert bleibt, weil dieses Erz meist einen mehr oder weniger hohen Gehalt an organischen Substanzen (Wurzelfasern u. dergl.) enthält, die viel Feuchtigkeit in sich aufnehmen. Viel Sand und tonige Substanzen[404] dürfen nicht darin sein. Die Masse muß frei von harten Knollen und feinkörnig sein, doch nicht so, daß sie sich dicht zusammenlegt und dem Gase beim Durchgang einen großen Widerstand leistet. Um letzteres zu vermeiden, lockert man sie wohl auf durch Mischung mit einem indifferenten Material (Sägemehl, Häcksel, Lohe u.s.w.), welches aber unnützer Ballast ist und den Wert der ausgebrauchten Masse vermindert. – Wenn sämtliches Eisen sich mit dem Schwefelwasserstoff zu Schwefeleisen umgesetzt hat und nicht mehr fähig ist, weiter Schwefelwasserstoff zu absorbieren, so wird die Masse durch Regenerierung wieder aufnahmefähig gemacht. Dazu bringt man sie mit der Luft durch häufiges Umschaufeln unter Besprengung mit Wasser in innige Berührung, wobei unter Einfluß des Sauerstoffes der letzteren eine Zerlegung des Schwefeleisens in Schwefel und in sich wieder rückbildendes Eisenoxydhydrat stattfindet. Die Aufnahmefähigkeit häufig regenerierter Masse nimmt ab. Ausgebrauchte Reinigungsmasse findet Verwendung in Schwefelsäurefabriken sowie zur Gewinnung von Cyanverbindungen. Eine Erwärmung derselben beim Lagern muß vermieden werden, damit der Gehalt an Ferrocyan nicht abnimmt. Die Regenerierung der Masse findet statt in einem besonderen, hierzu bestimmten Räume; verschiedentlich ist versucht worden, die Regenerierung in den Reinigerkästen durch Einblasen atmosphärischer Luft vorzunehmen.

G.F. Schaar.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 404-405.
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