Saccharimeter

[536] Saccharimeter (Saccharometer), Zuckermesser, Vorrichtungen, um den Prozentgehalt wässeriger Zuckerlösungen zu bestimmen.

Es sind zweierlei Apparate zu unterscheiden, die Aräometer (s.d.) und die Polarimeter (s. Zirkularpolarisation), die sich bis auf einen gewissen Grad gegenseitig ergänzen, soweit beide aber unzulänglich sind, durch die chemische Analyse ergänzt werden müssen. Sofern man es mit reinen wässerigen Lösungen einer und derselben Zuckerart zu tun hat, führen beide Methoden zum Ziel, die erstere mit einfacheren Hilfsmitteln, aber nach umständlicherem, die Temperatur berücksichtigendem Verfahren, die letztere, optische Methode unter bequemer Einstellung und Ablesung, aber mit teuern Apparaten. Die Aräometer geben entweder, als Saccharometer geteilt, sogleich den Prozentgehalt an, falls die Lösung bei der bezeichneten Normaltemperatur, etwa 15° C., gemessen wird, oder aber sie erfordern eine Berechnung des Zuckergehalts aus dem gemessenen spezifischen Gewicht. Dazu können Tabellen verwendet werden, wie solche für Lösungen von Saccharose in [1], nach Angaben Gerlachs in [2], für die Temperatur von 17,5°, oder in den Berechnungen von Scheibler [3] für die Temperatur von 15° aufgestellt sind. Die letzteren Tabellen lassen sich auf die Formel bringen: s = 1 + 0,0083886 p + 0,00001384 p2 + 0,000000035 p3 worin p die Gewichtsprozente wässeriger Lösungen von Saccharose und s das zugehörige spezifische Gewicht (Wasser bei 15° = 1) bezeichnet. Für die praktische Anwendung bequemer wird die Formel nach p aufgelöst: p = 25,62 t – 2,15 t2 + 0,15 t3, worin t = 10 (s – 1) gesetzt ist. Als größter Wert von p, der vollständig gesättigten Lösung entsprechend, ist 75% angegeben. Auch für die optische Bestimmung des Prozentgehaltes von Zuckerlösungen verweisen wir auf die in [1] gegebenen Tabellen; S. 692–792 enthalten für eine größere Zahl verschiedener Zuckerarten und andrer organischer Körper die Angabe des spezifischen Drehungsvermögens, d.h. des Winkels in Graden, um welchen die Ebene von polarisiertem Natriumlicht gedreht wird beim Durchgang durch eine Säule der Lösung von 0,2 m Länge pro Gramm Zucker in 100 ccm Lösung. Diese Größe ist in etwas von der Konzentration und von der Temperatur abhängig. Mit Vernachlässigung dieser Veränderlichkeit läßt sich aus dem gemessenen Drehungswinkel 2 α und der Röhrenlänge l (Dezimeter) die Konzentration c (Zahl der Gramm Zucker in 100 ccm Lösung) berechnen nach den Formeln ([1], S. 703): c = 0,752 α/l bei Rohrzucker, c = 0,947 α/l bei Traubenzucker, c = 0,952 α/l bei Milchzucker, oder auch die Zahl p von Grammen in 100 g der Lösung: [536] p = 1,49460 α/l – 0,0034460 α2/l für Rohrzucker. Weiteres in [1] und [4] und im Artikel Zirkularpolarisation.


Literatur: [1] Landolt und Börnstein, Physikalisch-chemische Tabellen, 3. Aufl., Berlin 1905, S. 363/365. – [2] Dinglers Polytechn. Journal, 172, 1864, S. 31. – [3] Neue Zeitschr. der Rübenzuckerindustrie, 25, 1890, S. 37. – [4] Landolt, Das optische Drehungsvermögen organischer Substanzen und dessen praktische Anwendungen, Braunschweig 1898.

A. Schmidt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 536-537.
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