Schloß [3]

[566] Schloß . Die neuzeitlichen Verbesserungen der gewöhnlichen Stubentürschlösser sind sehr mannigfaltiger Art; ganz besonders wurde der Verbindung des Türdrückers mit dem Schloß unter Vermittlung der Nuß Aufmerksamkeit zugewendet, ist doch der Türdrücker derjenige Schloßteil, welcher am meisten benutzt wird und die höchsten Anforderungen Stellt an Zuverlässigkeit und Dauerhaftigkeit. Die von vielen Firmen beliebte Zweiteilung (Fig. 1) der Drückerstange kann als nicht besonders glücklich bezeichnet werden, weil gerade an dem am stärksten beanspruchten Teil eine nicht unwesentliche Schwächung eintritt, wobei es ziemlich gleichgültig ist, in welcher Weise die Zweiteilung vorgenommen wird. Gewiß kann durch eine leicht zugängliche Nachstellvorrichtung an der Nuß eine zuverlässige Verbindung zwischen Drückerstange und Nuß bewirkt werden, aber die Schwächung der Drückerstange durch deren Halbierung im Querschnitt wird dadurch nicht aufgehoben. Demgegenüber sind diejenigen Drückerbefestigungen mit ungeteilter Drückerstange unter tunlichster Vermeidung jedes Verpassens in der Werkstatt unter Benutzung einer Mutter mit Rechts- und Linksgewinde (Fig. 2) weit mehr zu empfehlen. Sehr wohl möglich ist es dann auch, Drückerstift sowohl wie Nußloch mit je 12 Berührungsflächen zu versehen, welche konisch ineinandergreifen und das geringste Wackeln des Drückers in der Schloßnuß ausschließen.

Begreiflicherweise haben die eigentlichen Sicherheitsschlösser, insbesondere die für Geldschränke und Stahlkammern bestimmten, eine ganz besondere Pflege erfahren, wobei es sich immer darum handelt, der durch das Schlüsselloch bedingten Schwächung jeder Verschlußvorrichtung auf das zulässig kleinste Maß herabzudrücken bezw. jede unmittelbare Verbindung der Außenwelt mit dem eigentlichen Schließwerk aufzuheben oder möglichst weit zu entfernen. Besondere Schwierigkeiten sind in dieser Beziehung zu überwinden bei den starkwandigen Geldschrank- und Stahlkammertüren, bei welchen nicht nur das eigentliche Schloß sondern auch das Riegelwerk auf die innere Fläche verlegt werden muß, weshalb Schlüssel mit sehr langem Schlüsselrohr zur Verwendung kommen müssen. Derartige Schlüssel sind aber sehr unbequem, weshalb sogenannte Gelenkschlüssel (Fig. 3) gebaut wurden, die mit einem Scharnier zum Zusammenklappen eingerichtet wurden oder aber das kurze Bartstück durch ein entsprechend geschütztes Gelenk mit dem Schlüsselrohr so sicher verbunden wird, daß eine Lösung, während dem der Schlüssel im Schlösse steckt, vollkommen ausgeschlossen ist. Weil bei diesen Schlössern die eigentlichen Schließvorrichtungen weit von dem Schlüsselloch entfernt sind, werden dieselben Fernschlösser genannt, die auch so gebaut werden können, daß die Verschlußvorrichtung, insbesondere das Eingericht des Schlosses nicht in der Achse des Schlüsselloches liegt, sondern seitlich gegen das Schlüsselloch beliebig verschoben werden kann, um dadurch bei unberechtigten Zerstörungsversuchen ein Herausschneiden mittels Schneidebrenners tunlichst auszuschließen. Hierher gehören auch die sogenannten Notschlösser, welche dann in Wirksamkeit treten, wenn ein verbrecherischer Angriff auf eine Geldschrank- oder Stahlkammertür mittels Schneidebrenner oder Thermit gemacht wird, darin bestehend, daß an bestimmten Stellen angeordnete, leicht schmelzbare Verbindungsteile im Falle der Erhitzung das Zufallen von Arretierungsstücken infolge ihrer Schwere herbeiführen, wodurch ein Zurückschieben der Riegel vollständig unmöglich wird. Bei ganz großen Bankanlagen werden die Schlüssellöcher für die Hauptschlösser noch durch Verschlußklappen gesichert, welche ihrerseits wieder nur nach dem richtigen Einstellen eines Kombinationsschlosses das Schlüsselloch freigeben.


Literatur: Hoch, Jul., Geldschrank- und Stahlkammernbau, Dresden 1917; die Preislisten der führenden Geldschrankfirmen: Arnheim in Berlin, Bode in Hannover, Kästner in Leipzig, Punger-A-G. in Berlin, Ostertag-Werke in Aalen u.s.w.

Hoch.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 566.
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