Wasserstoff [2]

[842] Wasserstoff, H, Atomgew. 1,008, Dichte 0,0696 (Luft = 1) [1]; läßt sich unterhalb –242° durch 15 Atm. Druck zu Flüssigkeit verdichten, die bei –253° siedet und hierbei die Dichte 0,06 (Wasser 1) hat [2].

Herstellung im kleinen: aus Zink und verdünnter arsenfreier Schwefelsäure, aus Zink oder Aluminium und Natronlauge, sowie durch Elektrolyse des Wassers als Ausscheidung am negativen Pol. Im großen [3] aus Eisen und verdünnter Schwefelsäure (altes überholtes Verfahren), aus Silicium oder Ferrosilicium (Silicolverfahren) und Natronlauge in der Wärme oder unter Zusatz des Wärme entwickelnden Aluminiums (Verfahren der Elektrizitäts-A.-G. vorm. Schuckert & Co.), aus Silicium mit pulverigem Natronhydrat und Kalkhydrat in der Hitze (Hydrogenitverfahren von G.F. Jaubert), aus Calciumhydrid (CaH2) und Wasser (Hydrolithverfahren von G.F. Jaubert) aus rotglühendem Eisen (besonders mit 5% Aluminium) und Wasserdampf (H. Lane, auch S. Saubermann), aus Wassergas (s.d.) nach den Verfahren von Stache, auch Frank, Caro und Linde (Verflüssigungsverfahren), auch Fabrik Griesheim-Elektron, durch Umsetzung des Kohlenoxyds mit Wasserdampf und stückigem gebranntem Kalk bei 400 bis 650°, oder aus Wasserdampf mittels Eisenschwamm bei hoher Temperatur (Internationale Wasserstoffgesellschaft) oder ganz rein aus flüssigem Wasser von 300° C. unter Druck mittels Eisen (Bergius) [4], besonders aber bei der Elektrolyse des Kochsalzes [5]; außerdem Verfahren zur Gewinnung aus Acetylen (R.P. Pictet, auch Martolf), aus Oelgas (Rincker und Wolter), aus Steinkohlengas (v. Oechelhäuser) [5]. Ueber Apparate zur Verflüssigung des Wasserstoffs s. Gase, S. 303; der neueste ist von W. Nernst nach Lindes Prinzip [6]. Wichtige Verwendung: zum autogenen Schweiß- und Schneideverfahren, zum Bleilöten, bei Herstellung elektrischer Glühlampen und als Luftschiffüllung. 1 cbm Wasserstoff kostet verdichtet (ausschließlich Stahlzylinder) 2–3 ℳ.[842]


Literatur: [1] L. Vanino und A. Schinner, Zeitschr. f. angewandte Chemie, Jahrg. 1913, Nr. 7, Aufsatzteil S. 55 (Gewichte für alle Temperaturen). – [2] H. Erdmann, Lehrb. d. anorgan. Chemie, 5. Aufl., Braunschweig 1910. – [3] A. Sander, Neuere Verfahren zur Wasserstoffgewinnung, Zeitschr f. angewandte Chemie, Jahrg. 1912, Heft 47, S. 2401–2407. – [4] Zeitschr. f. angewandte Chemie, Jahrg. 1913, Nr. 77, Aufsatzteil S. 517. – [5] Lepsius, Ver. z. Beförd. d. Gewerbefl, Jahrg. 1911, und Zeitschr. f. angewandte Chemie, Jahrg. 1912, Heft 8, S. 371. – [6] Zeitschr. f. Elektrochemie, Jahrg. 1911.

Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 842-843.
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