Wasserstoffsuperoxyd [2]

[843] Wasserstoffsuperoxyd (Wasserstoffperoxyd), H2O2. Aetzt, wenn konzentriert, die Haut bis zur Zerstörung.

Neues Gewinnungsverfahren: Destillieren des (elektrolytisch hergestellten) Kaliumpersulfates mit Schwefelsäure (Pietzsch und Adolph, D.R.P.) [1].

In 3prozentiger wässeriger Lösung der Apotheken bei völliger Reinheit monatelang haltbar [2]; 100 g dieser Lösung liefern 11 Sauerstoff. Konzentriert ist Wasserstoffsuperoxyd nur in Paraffingefäßen völlig und ohne Verunreinigung haltbar. Gut haltbar sollte es in Aluminiumgefäßen sein (im Gegensatz zu angreifbaren Gläsern, welche zersetzend wirken), doch wird Aluminium von ihm angegriffen. Noch haltbarer ist die 3 prozentige Lösung bei Ansäuren; und für starke Lösungen in Wasser ist Ansäuren nötig, wozu bisher Phosphorsäure oder Zitronensäure dienten, neuerdings neutral reagierende Alkylester von Aminooxycarbonsäuren dienen sollen (D.R.P. a. E. Merck, Darmstadt) oder ein wenig Seife (Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt). – Die 30 prozentige wässerige Lösung ist als »Perhydrol« im Handel. – Wässerige Lösung von Wasserstoffsuperoxyd kann auch aus Natriumsuperoxyd, Magnesium- oder Zinksuperoxyd, sowie aus Natriumperborat, Magnesium- oder Zinkperborat durch Zufügen einer geeigneten Säure, z.B. Zitronensäure, erhalten werden, freilich unrein; ähnlich aus Natriumperborat durch Einwirkung mit ihm gemischt in Wasser gebrachter äquivalenter Mengen saurer Salze der Sulfobenzoesäure (D.R.P. der A.-G. vorm. Fahlberg, List & Co.) [3]. – Unter den Handelsnamen Perhydrit, Ortizon und Hyperol wurde eine chemische Verbindung von Wasserstoffsuperoxyd mit Harnstoff bekannt, ein fester und beständiger wasserlöslicher Stoff. – Neu ist eine Verbindung des Urotropins (Hexamethylentetramins, das später Formaldehyd bildet) mit Wasserstoffsuperoxyd, ebenfalls fest. – Wasserstoffsuperoxyd dient auch zum Unschädlichmachen von Bleichsalzen in Geweben.


Literatur: [1] Chemiker-Ztg., Jahrg. 1913, Nr. 15. – [2] Erdmann, Lehrbuch d. anorgan. Chemie, 5. Aufl., Braunschweig 1910, S. 152–155. – [3] Zeitschr. f. angewandte Chemie, Jahrg. 1913, Nr. 30, Ref.-Teil S. 234.

Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 843.
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