18. Der Blinde, der Taube und der Esel.
18. Der Blinde, der Taube und der Esel

[268] Ein Blinder und ein Tauber schlossen einst einen Bund miteinander. Der Blinde sollte für den Tauben hören, und der Taube sollte für den Blinden sehen.

Eines Tages besuchten beide einen Nautsch.1 Sprach der Taube: »Das Tanzen ist sehr gut, aber die Musik ist nicht des Anhörens werth.« Der Blinde sagte: »Im Gegentheil, ich finde die Musik recht gut, aber das Tanzen ist nicht des Zusehens werth.«

Hierauf machten sie mitsammen einen Spaziergang in den Dschungel. Daselbst fanden sie den Esel eines Dhobee; der war seinem Eigenthümer entlaufen und trug auf seinem Rücken einen großen, weiten Kessel, – es war ein solcher, in dem die[269] Dhobees gewöhnlich Wäsche kochen. Der Taube sprach zum Blinden: »Höre Bruder, hier ist ein herrenloser Esel mit einem großen weiten Waschkessel. Den wollen wir uns aneignen; er kann uns noch einmal von Nutzen sein.« »Das ist recht«, sagte der Blinde, »das laß uns thun.« Darauf setzten der Blinde und der Taube ihre Wanderung fort und nahmen den Esel und den großen, weiten Waschkessel mit sich. Eine kurze Strecke weiter hin entdeckten sie ein Ameisennest. Da sprach der Taube zum Blinden: »Hier sind eine Menge auffallend schöner großer Ameisen. Wir wollen uns ein paar davon mit nach Haus nehmen, um sie unseren Freunden zu zeigen.« »Sehr wohl«, entgegnete der Blinde, »das ist ein äußerst passendes Geschenk für unsere Freunde.« Mit diesen Worten zog der Taube seine silberne Schnupftabaksdose aus seiner Tasche und legte fünf der größten, schönsten, schwarzen Ameisen hinein. Und nachdem er das gethan hatte, begaben sie sich wieder auf den Weg. Als sie noch nicht weit gekommen waren, erhob sich ein entsetzliches Gewitter. Es donnerte, blitzte, regnete und wehte mit solcher Macht, daß es schien, als führe der ganze Himmel mit der Erde Krieg. »O mein Gott, o mein Gott«, schrie der Taube, »wie furchtbar blitzt es! Wir müssen uns beeilen, um unter Dach und Fach zu kommen.«

»Ich sehe überhaupt nichts furchtbares«, entgegnete der Blinde, »doch klingt der Donner schlimm genug. Es wäre allerdings ein Glück, wenn wir ein Obdach fänden.«

Nun stand nicht weit von ihnen ein hohes Gebäude, welches das Aussehen eines kleinen Tempels hatte. Der Taube bemerkte es, und er und der Blinde entschlossen sich, die Nacht über in demselben zu verbringen, und da sie den Platz erreicht hatten, traten sie ein, nahmen den Esel und den großen weiten Waschkessel mit sich und schlossen die Thür. Doch dieses Gebäude,[270] das sie für einen Tempel hielten, war gar keiner, sondern das Haus eines sehr mächtigen Rakshas. Kaum waren der Blinde, der Taube und der Esel drinnen und hatten die Thür verriegelt, so kam auch der Rakshas, der ausgegangen war, nach Haus. Er fand zu seinem Erstaunen die Thür verriegelt und hörte, daß sich in seinem Hause Leute hin und her bewegten. »Ho, ho,« dachte er in seinem Sinn, »ob wohl Menschen da hineingerathen sind? Das wäre mir erwünscht, dann könnte ich mir eine wohlschmeckende Fleischpastete von ihnen kochen.« Und dann stieß er ein donnerähnliches Gebrüll aus und schrie, indem er an der Thüre rüttelte und mit seiner großen Faust gewaltig auf sie einhieb. »Ihr elenden Geschöpfe, macht sofort auf und laßt mich ein. Ich sage Euch, laßt mich ein!« Seine Stimme war allerdings Furcht einflößend, aber sein Anblick war noch Entsetzen erregender, und deßhalb ängstigte sich der Taube, der neugierig durch eine Mauerritze blickte, so sehr, daß er nicht wußte, was er anfangen sollte. Der Blinde aber war sehr tapfer, denn er sah ja nichts, und er ging an die Thür und rief hinaus: »Wer bist Du? Und was bedeutet es, daß Du zu dieser Nachtzeit und in solcher Weise an die Thür schlägst?«

»Ich bin ein Rakshas«, erwiderte der Rakshas zornig, »und dies Haus gehört mir. Laß mich unverzüglich ein, oder ich bringe Dich um.« Dem Tauben, der inzwischen den Rakshas beobachtet hatte, klapperten die Zähne vor großer Angst; doch der Blinde, der ja nichts sehen konnte, war sehr muthig und er rief ihm wieder hinaus: »So, Du bist ein Rakshas. Bist Du das wirklich? Wohl, wenn Du ein Rakshas bist, so bin ich ein Bakshas. Und ein Bakshas ist ebenso viel werth, wie ein Rakshas.« »Ein Bakshas«, brüllte der Rakshas. »Ein Bakshas, ein Bakshas! Was ist das für ein Unsinn? Es giebt gar keinen Bakshas.« »Mach, daß Du fortkommst!« erwiderte[271] der Blinde. »Wage es nicht, mich ferner zu stören; oder Du sollst meine gerechte Rache fühlen; denn wisse ich bin wirklich ein Bakshas und ein Bakshas ist eines Rakshas Vater.« »Mein Vater?« fragte der Rakshas. »Himmel und Erde! Ein Bakshas und mein Vater? Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben etwas so sonderbares gehört. Du, da drinnen bist mein Vater? Ich habe es überhaupt noch nicht gewußt, daß mein Vater Bakshas heißt.«

»Ja«, entgegnete der Blinde, »entferne Dich sofort, ich befehle es Dir, denn ich bin Dein Vater Bakshas. ›Nun gut‹, erwiderte der Rakshas, denn er fing an bestürzt und verwirrt zu werden, ›wenn Du wirklich mein Vater bist, so laß mich erst einmal Dein Gesicht sehen.‹ Denn er dachte, ›vielleicht betrügen sie mich doch.‹ Der Blinde und der Taube wußten anfangs nicht, was sie thun sollten, endlich aber öffneten sie die Thür, aber nur ein kleines bischen, – und steckten die Nase des Esels hinaus. Als der Rakshas die sah, dachte er in seinem Sinn: ›O Himmel, welch ein häßliches Gesicht hat mein Vater Bakshas!‹ Dann rief er aus: ›O mein Vater Bakshas, Du hast allerdings ein großes, grimmiges Gesicht. Aber manche Leute haben einen großen Kopf und nur einen kleinen Körper. Ehe ich fortgehe, möchte ich nicht allein Deinen Kopf, sondern auch Deinen Körper sehen.‹ Da rollten sie den großen, weiten Waschkessel mit einem donnergleichen Geräusch bis vor die Thürspalte, und der Rakshas, der draußen gespannt wartete, war sehr überrascht, als er das große, schwarze Ding über den Fußboden dahin rollen hörte, und er dachte, der Körper meines Vaters Bakshas ist in Wahrheit eben so groß als sein Kopf. Er ist groß genug, um mich mit Haut und Haar zu fressen. Ich thue am besten fortzugehen.« Aber trotz allem regte sich in ihm ein leiser Zweifel, deßhalb schrie er: »O Vater[272] Bakshas, o Vater Bakshas, Du hast wirklich einen ausnehmend großen Kopf und einen ausnehmend großen Körper; doch ehe ich mich entferne, möchte ich gern Dein Geschrei hören,« denn alle Rakshas schreien entsetzlich. – Da zog der listige Taube, der inzwischen seinen Muth wieder gefunden hatte, seine silberne Schnupftabaksdose aus der Tasche, nahm die schwarzen Ameisen heraus und setzte eine schwarze Ameise in das rechte Eselsohr, dann eine zweite in das linke, und dann noch eine und noch eine. Die Ameisen peinigten den armen Esel sehr. In Folge dessen schrie er aus Schmerz und Furcht, so laut er konnte: »I ah – I ah – I – ah – I – ah.« Als der Rakshas das schreckliche Geschrei hörte, rief er: »Laß es gut sein, laß es gut sein, Vater Bakshas. Der Ton Deiner Stimme zwingt selbst Deine wildesten Kinder zum Gehorsam.« Kaum war er fort, so nahm der Taube die Ameisen aus dem Ohre des Esels; und dann verbrachten der Blinde und der Taube sehr behaglich und ungestört den übrigen Theil der Nacht.

Früh Morgens weckte der Taube den Blinden und sprach: »Erwache, mein Bruder, erwache und sieh, welches Glück uns bescheert ward. Der ganze Fußboden ist mit Gold, Silber und Edelsteinen bedeckt.« Und so war es. Besaß doch der Rakshas einen unermeßlichen Reichthum. Ueberall im Hause sah man das. »Das ist gut«, sagte der Blinde. »Führe mich dahin, wo ich einsammeln kann, dann will ich Dir helfen.« So suchten sie möglichst viel Schätze zusammen und packten sie dann in vier große Bündel. Der Blinde nahm ein großes Bündel, der Taube ein anderes, dann legten sie die zwei letzten davon dem Esel über und begaben sich auf den Heimweg. Der Rakshas aber, der am vergangenen Abend angstvoll fortgelaufen war, hielt sich in der Nähe versteckt und erwartete dort eine günstige[273] Gelegenheit, seinen Vater Bakshas bei Tageslicht zu sehen. Er sah, wie sich die Hausthür öffnete und war in großer Spannung, wer wohl herauskommen möge. Niemand anders kam, als ein Blinder, ein Tauber und ein Esel; und diese drei trugen seine eigenen Schätze bündelweis fort. Der Blinde trug ein Bündel, der Taube trug ein anderes und zwei Bündel schleppte der Esel.

Da ergrimmte der Rakshas und holte sich sechs Freunde, die sollten ihm helfen, den Blinden, den Tauben und den Esel zu tödten, um wieder in den Besitz der Schätze zu gelangen.

Der Taube sah sie kommen, – es waren ihrer sieben große Rakshas, die hatten ellenlanges Haar, und ihre Zähne glichen denen der Elephanten; – da erschrak er, aber der Blinde war tapfer, denn er konnte ja nicht sehen, und sprach: »Warum drückst Du Dich so an die Seite und gehst nicht ordentlich vorwärts?« »O,« antwortete der Taube, »sieben große Rakshas mit solchen Stoßzähnen, wie die Elephanten sie haben, verfolgen uns. Sie werden uns sicher umbringen. Wie sollen wir uns retten?« »Wir wollen die Schätze im Gebüsch verbergen«, sagte der Blinde, »Du führst mich dann zu einem Baume. Ich klettere erst hinauf, Du kletterst mir nach, und dann sind wir ihnen aus dem Wege.« Dem Tauben gefiel der Rath; er steckte den Esel und die Bündel mit den Schätzen ins Gebüsch und führte den Blinden zu einem in der Nähe wachsenden Sugari-Baum2. Da aber dieser Taube ein hinterlistiger Mann war, so ließ er nicht erst den Blinden hinaufklettern und folgte ihm dann, – sondern er beeilte sich, daß er zuerst oben hinaufkam und nun der Gefahr nicht mehr so ausgesetzt war, wie sein armer blinder Freund, der ihm mühsam nachklomm. Als[274] der Rakshas den Ort fand und die beiden unerreichbar hoch im Baume hocken sah, sprach er zu seinen Freunden: »Einer soll auf des andern Schultern steigen, dann reichen wir hoch genug, um sie herab zu reißen.« Nun bückte sich der eine Rakshas, und der zweite stieg auf seine Schultern; auf des zweiten Schulter stieg der dritte, der vierte auf die des dritten, der fünfte auf die des vierten, der sechste auf die des fünften und der siebente Rakshah, der alle die übrigen zusammengerufen hatte, kletterte ganz oben hinauf. Darüber erschrak der Taube, der über des Blinden Schulter hinwegsah, sehr heftig, packte seinen Freund am Arm und rief: »Sie kommen schon, sie kommen schon.« Der Blinde aber, der sich ohne es zu ahnen, in einer gefährlichen Lage befand, blieb ganz gelassen. Die Folge davon war, daß er, als der Taube so plötzlich seinen Arm ergriff, das Gleichgewicht verlor und gerade auf den Rücken des eben aufkletternden, siebenten Rakshas fiel. Der Blinde, der durchaus nicht wußte, wo er war, sondern glaubte, daß er auf einen Zweig gefallen sei, streckte die Hände aus, um irgend einen Halt zu suchen; da erfaßte er die beiden großen Ohren des Rakshas und kniff diese kräftig vor Furcht und Ueberraschung. Der Rakshas, der nicht begreifen konnte, was so plötzlich auf ihn herabgefallen sei, und der durch die Schwere des blinden Mannes aus dem Gleichgewicht kam, fiel zur Erde und riß im Fallen den sechsten, fünften, vierten, dritten, zweiten und ersten Rakshas mit sich, und nun fiel einer über den anderen, und da lagen alle wie ein wirres Knäul unfern am Stamm des Baumes. Inzwischen rief der Blinde seinem Freunde zu: »Wo bin ich? Was ist passirt? Sag mir nur, wo ich mich befinde?« Der Taube, der oben im Baume sicher und ungefährdet war, schrie ihm zurück: »Du handelst sehr vernünftig, mein Bruder, fürchte Dich nicht, fürchte Dich nicht, Du machst[275] es ganz recht. Halte Dich nur ordentlich fest. Ich komme Dir gleich zu Hülfe.« Es fiel ihm aber nicht im Traume ein, seinen sichern Platz zu verlassen. Doch rief er ununterbrochen: »Sei unbesorgt, Bruder, und halte Dich so fest Du kannst. Ich komme sofort, ich komme sofort.« Und jemehr er rief, um so fester hielt und kniff der Blinde die beiden Rakshasohren, von denen er meinte, es seien ein paar Palmenzweige. Die sechs Rakshas, denen es nach vielem Stoßen und Zerren endlich gelungen war, sich aus der unangenehmen Lage zu ziehen, dachten sie hätten nun ihrem Freunde genugsam geholfen, und machten sich so schnell sie konnten, aus dem Staube. Als der siebente sie fortlaufen sah, kam ihm der Gedanke, die Gefahr sei doch wohl größer, als er vermuthet habe, – überdies ängstigte ihn das geheimnißvolle Wesen, das auf seinen Schultern saß. Deßhalb fuhr er mit der Hand ans Ohr und warf den Blinden herunter, etwa so wie man sich eines Musquitos entledigt. Und dann folgte auch er, ohne sich nur nach ihm umzusehen, seinen Gefährten eiligen Laufes auf dem Fuße nach.

Kaum waren die Rakshas verschwunden, so kletterte der Taube den Baum hinunter, half dem Blinden auf, umarmte ihn und sprach: »Ich selbst hätte es nicht besser machen können! Du hast all' unsere Feinde in die Flucht gejagt. Aber Du siehst, wie bereitwillig ich zu Deiner Hülfe herbeikomme.« Dann holte er den Esel und die Schätze aus dem Gebüsch hervor, ließ den Blinden ein Bündel tragen, nahm selbst das zweite und legte wie früher dem Esel die beiden übrigen auf. Als er hiermit fertig war, begab sich die ganze Gesellschaft wieder auf den Heimweg. Als sie den Dschungel hinter sich hatten, sprach der Taube zum Blinden: »Wir haben jetzt bald das Dorf erreicht, nehmen wir nun alle unsere Schätze mit nach Haus, so werden sie uns aller Wahrscheinlichkeit nach gestohlen.[276] Ich halte es für das Beste, wenn wir sie theilen, dann kannst Du Deinen Theil behüten und ich den meinen, und ein jeder mag dann seine Schätze hier im Walde, oder wo es ihm am besten paßt, verstecken.« »Das ist gut«, sagte der Blinde. »Theile Du den Inhalt der Bündel, behalte die eine Hälfte für Dich und gieb mir die andere.« Der hinterlistige, taube Mann aber hatte nicht die mindeste Lust ehrlich zu theilen. Er nahm also drei von den inhaltsreichen Bündeln und versteckte sie im Gebüsch. Aus des Blinden Bündel nahm er auch noch verschiedene köstliche Dinge und verbarg sie ebenfalls. Aus dem Rest machte er zwei gleiche Theile, legte den einen davon vor den Blinden, den andern behielt er selbst und sagte: »Da, Bruder, hast Du Deinen Antheil; thue mit demselben, was Dir gefällt.« Der Blinde betastete den Haufen mit der Hand, als er aber merkte, daß er nur sehr klein war, wurde er sehr zornig und schrie: »Das ist nicht recht gehandelt, daß Du mich betrügst, Du hast den größten Theil des Schatzes für Dich behalten, und mir giebst Du einen ganz kleinen.« »O mein Lieber, wie kannst Du nur so etwas denken!« entgegnete der Taube. »Aber wenn Du mir nicht glauben willst, so fühle doch selbst nach. Sieh nur mein Schatz ist nicht größer als Deiner.« Der Blinde streckte abermals die Hände aus, um zu tasten, doch merkte er bald, daß ein ebenso kleiner Haufe vor dem Tauben lag. Hierüber ward er sehr ärgerlich und sagte: »Komm, komm so geht es nicht. Du denkst, daß Du mich betrügen kannst, weil ich blind bin; doch bin ich nicht so dumm, wie ich vielleicht aussehe. Ich trug ein großes Bündel voller Schätze, und Du trugst auch ein großes, und auf dem Esel lagen zwei andere. Willst Du mir weiß machen, daß in all den Bündeln nur diese kleinen Haufen gewesen sind! Nein, gewiß nicht, ich weiß es besser.« »Das ist alles dummes Zeug«,[277] entgegnete der Taube. »Du versuchst es mich zu überlisten«, fuhr der andere fort, »aber ich habe keine Lust mich von Dir überlisten zu lassen.« »Nein, das thue ich nicht«, sagte der Taube. »Doch, das thust Du«, sagte der Blinde. Und so zankten, stritten, schalten und widersprachen sie sich einander so lange bis der Blinde schließlich so in Wuth gerieth, daß er dem Tauben eine entsetzlich derbe Ohrfeige gab. Der Schlag war so heftig, daß die Erschütterung dem Tauben das Gehör wieder verschaffte. – Der ebenfalls gereizte Taube gab seinem Nachbar zum Lohne dafür auch einen so starken Schlag ins Gesicht, daß diesem dadurch die Augen geöffnet wurden. Nun konnte der Taube ebenso gut hören wie sehen und der Blinde konnte ebenso gut sehen wie hören. Darüber waren sie beide so froh erstaunt, daß sie plötzlich wieder gute Freunde wurden. Der Taube gestand, daß er einen ansehnlichen Theil des Schatzes versteckt habe und holte denselben aus dem Gebüsche hervor. Sie theilten ihn nun ehrlich miteinander, begaben sich nach Hause und freuten sich ihres Glückes.


18. Der Blinde, der Taube und der Esel

1

Eine musikalische Tanzbelustigung.

2

Aracacatechu oder die Betelnußpalme.

Quelle:
Frere, M[ary]: Märchen aus der indischen Vergangenheit. Hinduistische Erzählungen aus dem Süden von Indien, Jena: Hermann Costenoble, 1874, S. 268-278.
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