[303] 693. Schatzheber zu Niederkorn.

[303] Sechs Männer von Niederkorn gingen einst zusammen aus, um verborgene Schätze zu heben. Bei einem Berge, Kaaschtel genannt, fanden sie auch wirklich zwei große Kisten. Voll freudiger Hoffnung öffneten sie dieselben, fanden aber nichts darin als alte, fleckige Bohnen. Einige füllten dennoch ihre Taschen mit diesen Bohnen und als sie am anderen Tage nachsahen, hatten sich dieselben in Geld verwandelt. Da eilten die Schatzgräber zu den Kisten zurück, fanden aber keine Spur mehr davon.

Einst hatten mehrere Schatzgräber vermittelst eines sogenannten Grundspiegels1 eine Kiste Geld auf dem Titelberg entdeckt und wollten dieselbe leeren. Aber um Mitternacht kamen plötzlich mehrere Männergestalten auf sie zu und errichteten in ihrer Nähe einen Galgen, wobei einer dem andern zurief: »Welchen sollen wir zuerst holen?« – »Ich meine, wir sollten den mit dem roten Kleid packen.« Der, welcher das rote Kleid trug, hatte den Grundspiegel verfertigt und hieß Peter Kiefer. Den roten Peter ergriff eine Höllenangst und er rannte eiligst davon; seine Kameraden folgten seinem Beispiel. Tags darauf war die Kiste verschwunden.


Lehrer Walch zu Niederkorn

1

Gemeint ist der Erdspiegel, ein magisches Gerät zum Schatzheben usw. (J. Dumont).

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 303-304.
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