Bewußtsein – Das Substantiv Bewußtsein drückt gar nichts andres aus, als die Summe derjenigen innern Tätigkeiten, die wir mit einem ändern Worte als unser geistiges Leben zusammenfassen. Es gibt Summenworte, wie eben Leben , die eine Existenzberechtigung in der wissenschaftlichen Sprache halten ...
Gegenstand 1 – ist offenbar keine ganz glückliche Lehnübersetzung des alten philosophischen Ausdrucks Objekt . Heute, nach einem Leben von mehr als 150 Jahren, hat das Wort für ganz feine Ohren noch störende Nebentöne, in der Kunstsprache wie in der Gemeinsprache. Ich ...
Autodidakt – Das hätte sich der alte Homeros nicht träumen lassen, als er (Od. 22, 347) das Wort autodidaktos prägte: daß dieses Wort eine Geschichte haben würde. Der Sinn bei Homeros ist für uns übrigens nicht ganz klar. Odysseus vollzieht die ...
Gedächtnis – Ich habe keine Neigung, mit andern Worten noch einmal vorzutragen, was ich (Kr. d. Spr. I² S. 448-541 und dann wieder 541-608) über die Rätsel des Gedächtnisses gesagt habe. Ich habe die Rätsel nicht lösen können ...
Fatalismus – Als Karl Moor den Entschluß gefaßt hatte, Räuberhauptmann zu werden, feuerte er den Mut der jungen Räuberdilettanten mit folgenden Worten an: »Fürchtet euch nicht vor Tod und Gefahr, denn über uns waltet ein unbeugsames Fatum! Jeden erreicht endlich ...
Definition – Wer der formalen Logik die Bedeutung abspricht, die man ihr etwa von Aristoteles bis Bacon zugestanden hat, der wird auch den Wert der Definitionen für das menschliche Denken geringer einschätzen, als die Lehrbücher der Logik es tun. Dabei hat ...
Geschlecht – Nur auf einen kleinen wunderlichen Umstand möchte ich aufmerksam machen. Der Unterschied der Geschlechter ist die Grundbedingung und die mächtigste Erscheinung der lebendigen Natur , also der Natur , der wir Menschen selbst angehören. Wir wären ohne Vorhandensein des Geschlechtsunterschiedes ja ...
Erpressung – Nur einige flüchtige Richtlinien kann ich ziehen und hoffen, daß sie genügen werden, wenigstens die Frage zu beantworten, weshalb dieser Rechtsbegriff in einem Wörterbuch der Philosophie behandelt wird. Zu einer gründlichen historischen Behandlung wären Vorarbeiten nötig gewesen, die ...
Causalitas – Ich führe das Wort zunächst in seiner lateinischen Schreibung ein, weil ich auf seinen eigentlichen Sinn hinweisen möchte, der durch den neuen philosophischen Sprachgebrauch – seit Kant und Schopenhauer – verdunkelt worden ist. An den unzähligen Stellen, wo Schopenhauer , scheinbar in ...
Anschauung – Ich habe (Kr. d. Spr. III. 280) vorgeschlagen, Anschauung nur für solche Wahrnehmungen zu sagen, die noch nicht Begriffe sind, die noch unter keinen Begriff subsumiert werden können, weil sie zum ersten Male da sind. Für solche unmittelbare ...
Selbstmord – Die Frage, ob der Selbstmord erlaubt sei oder nicht, ist in einem so hohen Grade dumm, daß jeder Versuch einer Beantwortung dumm werden muß. Man könnte mit gleichem Rechte fragen, ob eine Eiche erlaubt sei. Und hält man den ...
Logokratie – Die Griechen, unsere Älterlehrer in der Wortkunst und so vielen Mißbräuchen des Worts, haben mit ihrem logos viele Zusammensetzungen gebildet, wie z.B. logographia (Schriftstellerei für Lohn), logodaidalia (Redekünstelei), logodiarrhoia (Redediarrhöe), logoiatreia (Kurieren durch Worte, Besprechen ), logoklopeia (Plagiat), logopoiikê ...
Bestimmung – Das Wort hat für uns beinahe nur noch sprachliches Interesse. Büchertitel wie die Bestimmung des Menschen dürften heute nicht mehr den Erfolg herbeiführen wie vor hundert und einigen Jahren, da Schiller das Epigramm schrieb: » Nichts ist der Menschheit so ...
Tautologie . – Wie so häufig bezeichnen wir mit diesem Worte einen logischen Begriff und vergessen darüber, daß die Griechen das Wort ( tautologia ) auf die Rhetorik beschränkten; wer das Gesagte wiederholte, ungeschickt oder zum Schmucke seines Vertrages, der redete tautologikôs . Noch Quintilianus ...
esoterisch – sei hier gebucht, weil das Wort anfängt, mißverstanden zu werden; wirklich wie ein Fremdwort, das von Halbgebildeten einfach falsch gebraucht wird. Nach den unzuverlässigen Notizen der griechischen und lateinischen Anekdotensammler unterschied Aristoteles seine Vorträge, vielleicht auch seine Schriften in ...
Fritz Mauthner Wörterbuch der Philosophie Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache Erste Ausgabe: München 1910. Hier nach der zweiten, vermehrten Auflage, Leipzig 1923. Auf die Wiedergabe des von Mauthner mehrfach erwähnten Index wurde verzichtet, da er in einer digitalen Edition ...
Altruismus – ist eines von den Trutzwörtern, die erst im Gegensatze zu einem ganz andern Worte aufkommen konnten; A. Comte hat es in schlechtem Latein, aber aus edlem Herzen geschaffen und an den Gegensatz von ego und alter gedacht. Es ...
Naturrecht – ist unter den Schlagworten recht und res publica berührt.
I. Die pietistisch Frommen und die fanatischen Bilderstürmer mögen sich beide wundern, wenn sie erfahren, daß das Christentum in einem Wörter buche der Philosophie behandelt worden ist; die Frommen, weil ihnen ihr schöner Glaube kein bloßes Wort ist, sondern ein ...
I. In allen europäischen Kultursprachen ist das Wort, soweit die Gemeinsprache in Frage kommt, zu einer Bezeichnung geworden, die eigentlich genau nur den Gegensatz zur Monarchie ausdrückt. Horcht man schärfer auf den Sinn, so hat aber das universal-sprachliche Wort ...
Buchempfehlung
Als einen humoristischen Autoren beschreibt sich E.T.A. Hoffmann in Verteidigung seines von den Zensurbehörden beschlagnahmten Manuskriptes, der »die Gebilde des wirklichen Lebens nur in der Abstraction des Humors wie in einem Spiegel auffassend reflectirt«. Es nützt nichts, die Episode um den Geheimen Hofrat Knarrpanti, in dem sich der preußische Polizeidirektor von Kamptz erkannt haben will, fällt der Zensur zum Opfer und erscheint erst 90 Jahre später. Das gegen ihn eingeleitete Disziplinarverfahren, der Jurist Hoffmann ist zu dieser Zeit Mitglied des Oberappellationssenates am Berliner Kammergericht, erlebt er nicht mehr. Er stirbt kurz nach Erscheinen der zensierten Fassung seines »Märchens in sieben Abenteuern«.
128 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro