Artikel in der Wikipedia: Trinkgeld
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[723⇒] Trinkgeld, Extravergütung für Dienstleistungen, die an Kellner, Dienstboten, Kutscher etc. gezahlt wird. Schon zu Ende des Mittelalters erhob der Meister für seine Gesellen, auch für seine Frau ein T., und die Beamten waren teilweise auf T. angewiesen. Ursprünglich wohl zu einem dem Wortsinn entsprechenden Zweck gegeben, hat das T. heute vielfach die Bedeutung einer vollständigen Bezahlung für die Dienstleistung angenommen. Infolgedessen entrichten sogar Leute, die T. empfangen, wie die Zahlkellner, Hausknechte, Portiers großer Hotels etc., für ihre Stellen eine Art Pacht. Rechtlich ist der Gast nicht verpflichtet, ein T. zu geben, nur für außerordentliche Leistungen, wie Besorgungen außerhalb des Hauses, wiederholtes Reinigen der Schuhe oder Kleider an einem Tage etc., hat das Personal einen Rechtsanspruch auf eine angemessene Vergütung. Mit übler Nebenbedeutung wird das Wort T. auch für Zahlungen an einflußreiche Personen, Zeitungen etc. zur Erreichung bestimmter Zwecke durch deren Mitwirkung angewendet, um nicht geradezu die Ausdrücke Bestechung und Käuflichkeit zu gebrauchen. Das deutsche Wort T. hat sich auch in der französischen Sprache eingebürgert. In neuerer Zeit wurde mehrfach durch Schriften und Vereine gegen das sich immer weiter verbreitende Trinkgelderunwesen angekämpft. In den sogen. Reformhotels und insonderheit in den christlichen Hospizen ist das T. völlig abgeschafft. Vgl. Albrecht, Unser Standpunkt zur Trinkgeldfrage (Frankf. a. M. 1883); »Zweite Flugschrift der Vereinigung zur Bekämpfung des Trinkgelderwesens« (Karlsr. 1885); »Das T., ein Krebsschaden der Gastwirtschaftsindustrie und seine Beseitigung« (Bresl. 1888); Ihering, Das T. (5. Aufl., Braunschw. 1903); Josef in der Zeitschrift »Das Recht«, 1905, S. 366, und 1907, S. 116. [⇐723]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 723.
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[837⇒] Trinkgeld, ein kleines Geldgeschenk, welches man geringen Personen für Leistung unbedeutender Dienste gibt, welche man nicht von ihnen fordern konnte, od. auch für bes. gute u. schnelle Arbeit außer dem bedungenen Lohn bezahlt. In den meisten Gasthäusern höhern Ranges ist jetzt das Trinkgelderwesen, welches früher zu vielfachen Übelständen führte, insofern geordnet, als das T. vom Wirth selbst bestimmt u. als Service mit auf die Rechnung des Gastes geschrieben wird. Ebenso bei Privatlohnfuhren. [⇐837]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 837.
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[683⇒] Das Trinkgêld, des -es, plur. doch nur von mehrern Summen, die -er, ein kleines Geschenk, welches man geringen Personen für eine geringe Bemühung gibt, eigentlich sich dafür durch einen Trunk zu erquicken. Jemanden ein Trinkgeld geben. Im gemeinen Leben auch Biergeld, im mittlern Lat. Biberagium, Ital. Beveraggio. S. auch Nadelgeld. [⇐683]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 683.
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