Aïssé

[214] Aïssé, Mademoiselle, eine der sympathischsten und poetischsten Gestalten des 18. Jahrh., geboren um 1694 in Tscherkessien (daher ihr Name A. oder Haidée), gest. 13. März 1733 in Paris. Angeblich fürstlicher Abkunft und auf einem Plünderungszüge von Türken geraubt, ward sie um 1698 von dem französischen Botschafter in Konstantinopel, Grafen von Ferriol, auf dem Sklavenmarkt gekauft und nach Paris in eine Erziehungsanstalt gebracht. Durch ihre blendende Schönheit und ihren Geist übte sie bald großen Einfluß aus, wenn sie auch den Anforderungen der Moral nicht immer entsprach. Eine rührende Treue bewahrte sie dem Chevalier d'Aydie, der sie, da er ein geistliches Amt bekleidete, nicht heiraten durfte. Ihre Beziehungen zu den berühmtesten Personen der Zeit verleihen ihren Briefen an Mad. Calandrini ein großes Interesse; dieselben sind zuerst 1787 mit Anmerkungen Voltaires, zuletzt 1846 von Ravenel herausgegeben und fesseln durch ihren lebendigen und graziösen Stil. Bouilhet hat sie zur Heldin eines Dramas gemacht (1872), ebenso Def our (1898). Vgl. Courteault, Une idylle au XVIII. siècle Mlle. A. et le chevalier d'Aydie (Mâcon 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 214.
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