[59] Abszeß (lat. abscessus, auch Apostema. »Weg-, Fortgang«, Eiterbeule, Eitergeschwulst), eine mit Eiter gefüllte Höhle innerhalb der Gewebe des Körpers. Der heiße A. entsteht durch intensive, aber begrenzte Entzündung in kurzer Zeit und verrät sich bei oberflächlicher Lage durch Rötung und Hitzegefühl der Haut, namentlich aber durch heftige stechende oder klopfende Schmerzen. Beim Aufsetzen zweier Finger und abwechselndem Ausüben eines leichten Druckes hat der ruhende Finger das Gefühl der Schwappung (Fluktuation), die neben den Schmerzen bei tief gelegenen Abszessen oft das einzige Erkennungsmittel derselben ist. Abszesse können überall im Körper vorkommen, können nach längerm Bestehen durch Aufsaugen des Inhalts ausheilen. Oster aber erfordern sie künstliche Öffnung mit dem Messer und können, wo dies versäumt wird oder schwierig ist (z. B. in der Leber, im Gehirn), zu schweren Erkrankungen und zum Tode führen. Sie entstehen durch verschiedenartige Bakterien, die auf irgend welchem Weg in das Gewebe gelangt, hier Entzündung und Ansammlung von Eiterkörperchen verursachen (s. Eiter). Dem gegenüber entstehen die kalten oder Lymphabszesse durch Verflüssigung chronisch entzündeter Gewebsteile bei Skrofulose, Tuberkulose und schweren Ernährungsstörungen, sie enthalten eine dem gewöhnlichen Eiter ähnliche, aus Gewebstrümmern bestehende Flüssigkeit. Kongestions- oder Senkungsabszesse sind solche, deren eitriger Inhalt dem Verlaufe von Sehnen, Muskeln, Gefäßen entlang nach tiefer gelegenen Teilen hin fortschreitet, so gelangt beim Psoasabszeß der an der Lendenwirbelsäule entstandene Eiter in der Leistengegend an die Oberfläche. Wenn entzündungserregende Bakterien durch den Blutstrom von einem Krankheitsherd aus verschleppt werden, so entstehen metastatische Abszesse.