Anthrazīt

[569] Anthrazīt (Kohlenblende), älteste fossile Kohle, eisenschwarz bis grauschwarz, auf den unebenen bis muscheligen Bruchflächen zuweilen regenbogenfarbig, mit metallischem Glanz, spez. Gew. 1,4–1,7, Härte 2–2,5. Er ist schwer entzündlich, entwickelt aber, einmal im Brand, sehr intensive Hitze ohne Rauch oder bituminösen Geruch. A. enthält 87–98 Proz. Kohlenstoff, 0,9–5 Proz. Wasserstoff, 2–6 Proz. Sauerstoff und Stickstoff, 0,9–6,9 Proz. Asche. Er bildet gewissermaßen das letzte Produkt jenes Prozesses, durch den organische Substanz allmählich in Kohle verwandelt wird; zuweilen nähert er sich ungemein der Steinkohle. A. kommt in Nestern und Lagern, besonders in der devonischen und silurischen Formation, aber auch im Steinkohlengebirge und im Jura vor, so besonders in dem appalachischen Kohlenfeld Nordamerikas, wo er zwischen starkgefalteten Schichten auftritt, während er westwärts gegen Ohio in die bituminöse Steinkohle übergeht, ferner in dem gefalteten Alpengebirge in Savoyen, in der Dauphiné und in der Schweiz. Mehrfach findet man ihn innerhalb der Steinkohlen- und Braunkohlenflöze lokal entstanden durch Erdbrände oder durch Einwirkung vulkanischer Gesteine, wie Porphyr und Basalt, alsdann häufig stengelig abgesondert (Glanzkohle, Stangenkohle vom Meißner); selten kommt er auf Erzlagerstätten vor (Schemnitz). In größter Menge wird A. gewonnen in Pennsylvanien am Susquehanna sowie in Massachusetts und Rhode-Island, dann in Savoyen, Südwales, in Südschottland, Portugal, in Schlesien, Westfalen, bei Aachen und Osnabrück (Piesberg). Rußland, noch weit mehr aber China besitzen große Lager ausgezeichneten Anthrazits in Flözen von 4–16 m Mächtigkeit. Da man früher den A. nicht für verwendbar hielt, blieben viele reiche Lager unbebaut. Später wurden überall, wo intensive Hitze erforderlich ist, glänzende Resultate mit A. erzielt, und jetzt sind viele Eisenwerke auf die Anwendung von A. basiert. In Dauerbrandöfen benutzt man A. auch zur Zimmerheizung. Vgl. Roberts, Anthracite Coal industry (Lond. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 569.
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