Aprilsnarr

[640] Aprilsnarr, Spottname eines »in den April Geschickten«. Die Sitte, am 1. April jemand irrezuführen, mit einem ihn lächerlich machenden Auftrag irgendwohin zu schicken etc., soll aus den Passionsspielen herrühren und wäre ursprünglich eine Veranschaulichung des spottvollen Hin- und Herschickens Christi (vgl. die Redensart: »von Pontius zu Pilatus schicken«) gewesen. Andre bringen die Sitte mit dem trügerischen Aprilwetter oder mit den Osterscherzen (Ostergelächter) in Verbindung. Sie hat erst in den letzten Jahrhunderten von Frankreich her bei uns Eingang gefunden (älteste sprichwörtliche Erwähnung in Deutschland bei Talitz 1655). Vielleicht ist sie ein letzter Rest eines zu Anfang des Aprils mit lustigen Schwänken gefeierten Frühlingsfestes. Da das Aprilschicken sich in der französischen Literatur mit Sicherheit nur bis ins 16. Jahrh. zurückverfolgen läßt, so hat die Meinung Quitards, daß sie mit der Verordnung Karls IX., die das Neujahrsfest 1564 vom 1. April auf den 1. Januar verlegte, in Verbindung stehe, eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Die an Neujahrsgeschenke gewöhnten Personen wären seitdem von dem 1. Januar auf den 1. April und umgekehrt vertröstet worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 640.
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