Bazaine

[516] Bazaine (spr. basǟn'), François Achille, frau;. Marschall, geb. 13. Febr. 1811 in Versailles, gest. 28. Sept. 1888 in Madrid, trat 1831 in die Armee ein, kämpfte in Algerien sowie in Spanien gegen die Karlisten und erhielt im Krimfeldzuge den Rang eines Divisionsgenerals. 1859 stritt er bei Melegnano und Solferino. Bei der Expedition nach Mexiko 1862 befehligte B. anfangs unter Forey, trug zur Eroberung von Puebla bei und zog zuerst in die Hauptstadt ein. Im Oktober 1863 erhielt B. den Oberbefehl, ward 1864 zum Marschall befördert und blieb auch unter Kaiser Maximilian in Mexiko, wo er sich mit einer reichen Kreolin verheiratete. Gegen den Kaiser Maximilian benahm er sich hochmütig und bemühte sich, als Napoleon III. die mexikanische Unternehmung aufgab, vergeblich, ihn zur freiwilligen Abdankung zu bewegen (1867). Beim Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870 übernahm er das Kommando des 3. Armeekorps und nach dem Rücktritte des Kaisers vom Oberkommando 12. Aug. den Oberbefehl über die bei Metz konzentrierte Rheinarmee. Im Begriff, von Metz nach Châlons abzumaschieren, wurde er 14. Aug. durch den Angriff der ersten deutschen Armee bei Colombey-Nouilly aufgehalten, 16. Aug. durch die Schlacht bei Vionville gezwungen, sich auf Metz zurückzuziehen, und 18. Aug. durch die Schlacht bei Gravelotte in Metz eingeschlossen. Er gedachte nun, Festung und Heer bis zu dem Friedensschluß, den er für nahe bevorstehend ansah, zu bewahren, um dann für die öffentliche Ordnung und das kaiserliche Haus eintreten zu können. Deshalb zeigte er nicht den erforderlichen Ernst, um die Ein schließung zu durchbrechen und sich mit Mac Mahon zu vereinigen. Nach der Schlacht bei Noisseville (31. Aug. und 1. Sept.) gab er jeden Durchbruchsversuch auf. Doch zog sich der Krieg in die Länge; B. mußte sich 27. Okt., durch Mangel an Lebensmitteln gezwungen, mit 170,000 Mann kriegsgefangen ergeben und ging nach Kassel zu Napoleon. Die Kapitulation von Metz erregte in Frankreich große Erbitterung; B. wurde des Verrats beschuldigt und 1872 auf sein Verlangen verhaftet, um vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden, das ihn unter dem Druck der öffentlichen Meinung einstimmig zur Degradation und zum Tode verurteilte (10. Dez. 1873). Auf das Gnadengesuch des Kriegsgerichts verwandelte Mac Mahon die Todesstrafe in 20jährige Haft. B. ward nach der Insel Ste. – Marguerite bei Cannes gebracht, entfloh aber von da 10. Aug. 1874 mit Hilfe seiner Gemahlin und flüchtete nach Madrid, wo er ärmlich lebte, verlassen von seiner Gemahlin, die nach Mexiko zurückgekehrt war. Er schrieb: »Rapports sommaires sur les opérations de l'armée du Rhin, du 13 août au 19 octobre« (Genf 1870; deutsch von Mels, Berl. 1870); »Bataille de Rezonville. le 16 août, 1870. Rapport du maréchal« (Brüssel 1870); »L'armée du Rhin depuis le 12 août jusqu'an 29 octobre 1870« (Par. 1872; deutsch, Kassel 1872). Von Madrid aus veröffentlichte er noch zu seiner Rechtfertigung: »Épisodes de la guerre de 1870 et le blocus de Metz« (1883; deutsch im Auszug von Wevers, Berl. 1884), das in Frankreich sofort verboten wurde. Vgl. v. Hanneken, Marschall B. und die Kapitulation von Metz (Darmst. 1872); La Brugère, L 'affaire B., compterendu officiel (Par. 1874); Graf Hérisson, La legende de Metz (das. 1888; deutsch, Berl. 1888), eine Verteidigung Bazaines; Kunz, Konnte Marschall B. im Jahre 1870 Frankreich retten? (Berl. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 516.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika