Beizen [1]

[577] Beizen, Lösungen von Säuren oder Salzen, die zum Reinigen (Abbeizen), zum Ätzen und Färben von Metallen, zum Ätzen von lithographischen Steinen und Glas, zum Färben von Holz, Horn, Elfenbein etc., auch zum Tränken von Holz, um Härte und Elastizität zu ändern, benutzt werden. In der Gerberei beizt man die mit Kalk behandelten Häute, um sie zu entkalken, zu schwellen etc. Auch die zur Konservierung von Fleisch dienenden Salze (Kochsalz, Salpeter) werden B. genannt. Getreide, Rübenkerne, Kartoffeln werden mit Chemikalien gebeizt (eingeweicht), um Pilzkeime zu töten. Am wichtigsten sind die B. (Mordants), die in der Färberei und Zeugdruckerei als Befestigungsmittel der Farbstoffe benutzt werden. Diese B. (schwefelsaure Tonerde, Alaun, essigsaure Tonerde, Rhodanaluminium, oxalsaure und weinsaure Tonerde, Natriumaluminat, Eisenvitriol, essigsaures Eisenoxydul, schwefelsaures und salpetersaures Eisenoxyd, Zinnoxydul- und Zinnoxydsalze, Chrom- und Kupfersalze, Öle, Gerbsäure) schlagen sich selbst auf und in den Fasern der Textilstoffe nieder und fixieren die später zur Verwendung kommenden Farbstoffe, die an sich keine Affinität zur Faser besitzen, indem sie mit denselben unlösliche chemische Verbindungen eingehen. In einigen Fällen verbindet sich die Beize nicht mit der Faser, sondern bildet nur mit dem Farbstoff einen unlöslichen Lack, der sich im Entstehungsmoment auf und in die Faser niederschlägt. Bei Anwendung von sauren Farbstoffen muß man aus der Lösung der Beize ein Metallhydroxyd oder ein unlösliches basisches oder normales Salz auf die Faser niederschlagen, bei Anwendung von basischen Farbstoffen wird dagegen die zur Bildung des Farblackes erforderliche Säure in Form eines unlöslichen Salzes auf der Faser befestigt. Farbstoffbasen färben Wolle und Seide meist direkt, Baumwolle wird zu ihrer Aufnahme mit Gerbsäure gebeizt. Die chemischen und physikalischen Vorgänge bei der Befestigung der B. auf der Faser sind noch nicht sicher bekannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 577.
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