[256] Alaun (lat. Alumen, Kalialaun) Al23SO4, K2SO4+24H2O, Doppelsalz von schwefelsaurem Kali und schwefelsaurer Tonerde, findet sich als Verwitterungsprodukt auf Alaunschiefer und in vulkanischen Gegenden auf Kali und Tonerde haltenden Gesteinen. auf die dem Boden entströmende schweflige Säure eingewirkt hat; aller im Handel befindliche A. ist aber künstlich dargestellt. Manche verwitterte Lava liefert beim Auslaugen sofort eine Alaunlösung (Neapolitanischer A.). Alunit oder Alaunstein, der mit Quarz den Alaunfels bildet, besteht aus einer Verbindung von A. mit Tonerdehydrat und gibt nach dem Erhitzen beim Auslaugen mit Wasser eine Alaunlösung, die nach dem Verdampfen (durch Eisenoxyd) rötlich gefärbte würfelförmige Kristalle (Römischer A. von Tolfa) liefert. Wichtiger sind der Alaunschiefer und die Alaunerde. Ersterer ist ein von Schwefelkies durchdrungener kohlehaltiger Tonschiefer, die Alaunerde ein mit Schwefelkies und Bitumen gemengter Ton. Man läßt diese Erze 23 Jahre in Haufen verwittern, wobei sich aus dem Schwefelkies freie Schwefelsäure und schwefelsaures Eisenoxydul bilden. Letzteres verwandelt sich an der Luft großenteils in basisch schwefelsaures Eisenoxyd, wobei abermals Schwefelsäure frei wird. Die freie Schwefelsäure zersetzt den Ton (kieselsaure Tonerde) und bildet schwefelsaure Tonerde. Reicht die Verwitterung nicht aus, so röstet man die Erze, um schwefelsaure Tonerde zu bilden. Auch benutzt man aus Zinkröstöfen entweichende schweflige Säure zum Aufschließen von Alaunschiefer. Die vorbereiteten Alaunerze werden ausgelaugt, worauf man die Lauge, die schwefelsaure Tonerde und schwefelsaures Eisenoxydul enthält, verdampft. Sehr eisenreiche Laugen geben zunächst Kristalle von Eisenvitriol, und daher sind viele Alaunwerke zugleich Vitriolwerke. Beim Verdampfen scheidet sich basisch schwefelsaures Eisenoxyd (Vitriolschmant) ab, das auf rote Farbe verarbeitet wird. Die vom Vitriol getrennte Mutterlauge oder die ursprüngliche eisenarme, nur durch Absetzen geklärte Lauge versetzt man mit schwefelsaurem Kali oder mit Chlorkalium, wobei sich Eisenchlorür und schwefelsaures Kali bilden. Letzteres verbindet sich mit der schwefelsauren Tonerde zu A., der aus der umgerührten Lauge als Alaunmehl sich abscheidet. Dies wird auf Zentrifugalmaschinen ausgewaschen und zur vollständigen Reinigung von Eisen umkristallisiert. Häufig wird A. aus Ton dargestellt, den man glüht und mit heißer Schwefelsäure behandelt. Das Produkt, aus schwefelsaurer Tonerde und Kieselsäure bestehend, wird ausgelaugt, die Lauge mit schwefelsaurem Kali versetzt etc. Aus Kryolith und Bauxit stellt man Tonerdenatron und aus diesem durch Behandeln mit Kohlensäure reine Tonerde dar, die in Schwefelsäure gelöst wird etc.
Kalialaun enthält 9,95 Proz. Kali, 10,83 Proz. Tonerde, 33,71 Proz. Schwefelsäure und 45,51 Proz. Wasser; er bildet große, oktaedrische, farblose Kristalle (s. Abbild.) vom spez. Gew. 1.924, schmeckt süßlich zusammenziehend, reagiert sauer, wird an der Luft trübe durch Aufnahme von Ammoniak (nicht durch Wasserverlust), ist unlöslich in Alkohol, während 100 Teile Wasser lösen
A. schmilzt bei 92° in seinem Kristallwasser und wird bei 100° wasserfrei. Bei schnellem Erhitzen bläht er sich stark auf und hinterläßt porösen gebrannten A., der sich sehr langsam in 30 Teilen Wasser löst. Erhitzt man ihn stärker, so zerfällt er in schweflige Säure, Sauerstoff, Tonerde und schwefelsaures Kali. Weil der A. sauer reagiert, zersetzt er viele Ultramarinsorten. Versetzt man Alaunlösung mit Kalilauge, bis Tonerde sich dauernd ausscheidet, so entsteht neutraler A.: K2SO4, Al23SO4, Al2O6H6. Aus der Lösung dieses Salzes fällt bei 40° unlöslicher A.: K2SO4, Al23SO4, 2Al2O6H6, der einen künstlichen Alunit[256] darstellt. Aus Alaunlösung mit wenig »neutralem A.« kristallisiert bei gewöhnlicher Temperatur normaler A. in Würfeln (kubischer A., Würfelalaun), bei höherer Temperatur aber oktaedrischer A. Glüht man A. mit Zucker und läßt das Präparat in einem verschlossenen Gefäß erkalten, so entzündet es sich, sobald es an die Luft kommt.
Ammoniakalaun Al23SO4, (NH4)2SO4+24H2O findet sich selten in der Natur; man bereitet ihn wie Kalialaun, versetzt aber die Lösung der schwefelsauren Tonerde mit schwefelsaurem Ammoniak. Er enthält 3,89 Proz. Ammoniak, 11,9 Proz. Tonerde, 36,1 Proz. Schwefelsäure, 48,11 Proz. Wasser, verhält sich wie Kalialaun, hinterläßt beim Glühen aber reine Tonerde. Sein spezifisches Gewicht ist 1,626, er schmilzt bei 94°, 100 Teile Wasser lösen
Beim Erhitzen mit pulverigem gelöschten Kalk entwickelt er Ammoniak.
Natronalaun ist leicht löslich, wird aus schwefelsaurer Tonerde und Natriumsulfat dargestellt und verwittert an der Luft.
A. dient zur Bereitung von Farben und Farblacken, in der Färberei zur Darstellung von Rotbeize aus Bleizucker, in der Weißgerberei, zum Leimen des Papiers, zum Färben der Goldwaren, zu schwer verbrennlichen Anstrichen, zum Härten des Gipfes, zum Klären von Wasser und Talg, als Zusatz zu Brot, um schlechtes Mehl verwendbar zu machen, als fäulniswidriges Mittel, zum Aufbewahren von Fellen, Häuten, in der Medizin als adstringierendes Mittel, als gebrannter A. zum Beizen, als blutstillendes Mittel und als Zahnpulver. Wo bei der Verwendung des Alauns nur sein Tonerdegehalt in Betracht kommt, ist er ersetzbar durch schwefelsaure Tonerde (konzentrierter A., s. d.), doch kristallisiert A. leicht und ist deshalb leichter rein zu erhalten. Deutschland produziert jährlich etwa 84,000, Österreich 31,000 Ztr., die Gesamtproduktion mag sich auf 200,000 Ztr. beziffern.
A. war den Alten nicht bekannt, das Alumen des Plinius war Eisenvitriol und enthielt höchstens schwefelsaure Tonerde. Geber aber kannte A. aus Rocca in Mesopotamien, und im 13. Jahrh. bestanden bei Smyrna und im Neapolitanischen Alaunsiedereien, die Alaunfels verarbeiteten. Im 15. Jahrh. gründeten Genuesen Alaunwerke auf Ischia, und in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. wurde bei Schwemsal A. fabriziert. Libavius und Agricola beschrieben die Darstellung des Alauns aus Alaunschiefer und gaben an, daß man die Lauge mit gefaultem (ammoniakhaltigem) Urin versetzte (also Ammoniakalaun fabrizierte). Die chemische Natur des Alauns wurde 1797 durch Chaptal und Vauquelin festgestellt. Vgl. Seger, Die technische Verwertung Schwefelkies führender Schiefer und Tone der Stein- und Braunkohlenformation (Neuwied 1869).
Meyers-1905: Alaun, poröser · Alaun, konzentrierter
Pierer-1857: Magnesia-Mangan-Alaun · Römischer Alaun · Magnesia-Alaun · Alaun · Ammoniak-Alaun
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