Bonald

[192] Bonald, 1) Louis Gabriel Ambroise, Vicomte de, franz. Staatsmann und Publizist, geb. 2. Okt. 1753 zu Mouna in Guienne, gest. daselbst 23. Nov. 1840, verließ 1791 das revolutionierte Frankreich und trat in das Emigrantenkorps. Seine vom Direktorium konfiszierte »Théorie du pouvoir politique et religieux« (Konstanz 1796, 3 Bde., neue Ausg., Par. 1854, 2 Bde.) enthält die ideologischen Grundzüge einer auf der Basis der Theokratie errichteten Monarchie. 1808 von Napoleon I. im Ministerium des Unterrichts angestellt, blieb er den legitimistischen Grundsätzen treu. Unter Ludwig XVIII. in die Deputiertenkammer gewählt, stimmte er stets mit den Ultramontanen. 1816 ward er in die Akademie aufgenommen, zum Vicomte und 1823 zum Pair erhoben. Die Preß- und Glaubensfreiheit bekämpfte er hartnäckig. 1830 verweigerte er der neuen Dynastie den Huldigungseid, verlor dadurch seine Pairswürde und zog sich auf sein Schloß zu Mouna zurück. B. lebte ganz in mittelalterlichen Ideen. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: »Législation primitive considérée dans les derniers temps« (Par. 1802, 5. Aufl. 1857); »Recherches philosophiques sur les premiers objets des connaissances morales« (1818, 2 Bde.; neue Ausg. 1853); »Mélanges littéraires, politiques et philosophiques« (1819, 2 Bde.; 3. Aufl. des 1. Bandes 1852). Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte der Abbé Migne (Par. 1859, 3 Bde.). Vgl. die Schrift seines Sohnes Victor de B. (geb. 1780, gest. 1871): »De la vie et des écrits du vicomte de B.« (2. Aufl., Avignon 1853).[192]

2) Louis Jacques Maurice de, Kardinal und Erzbischof von Lyon, Sohn des vorigen, geb. 30. Okt. 1787 in Milhaud, gest. 25. Febr. 1870, ward Verweser und Koadjutor des Kardinals Fesch als Erzbischof von Lyon, 1823 Bischof von Puy, 1839 Erzbischof von Lyon und Primas von Gallien, 1841 Kardinal und 1852 Senator. Als Ultramontaner bekämpfte er das von ihm als unchristlich verdammte Unterrichtswesen des Staates. Vgl. Beaumont, Esprit de Mgr. de B. (3. Aufl., Par. 1870).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 192-193.
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