Fesch

[461] Fesch, Joseph, Kardinal, geb. 3. Jan. 1763 in Ajaccio auf Korsika, gest. 13. Mai 1839 in Rom, Sohn eines schweizer. Kapitäns in französischem Dienst, der 1757 die Witwe Ramolini, die Großmutter Napoleons I. mütterlicherseits, geheiratet hatte, also Stiefbruder Lätitias, der Mutter Napoleons I. Er wurde 1791 Archidiakon, trat aber während der französischen Revolution in die Kriegsverwaltung, erhielt 1796 beim ersten italienischen Feldzug seines Neffen Bonaparte eine Anstellung als Kriegskommissar, mußte aber infolge vieler gegen ihn laut gewordener Klagen dies Amt bald wieder niederlegen. Er kehrte 1799 zum geistlichen Stand zurück und ward Domkanonikus zu Bastia, im April 1802 Erzbischof von Lyon, 1803 Kardinal und französischer Gesandter am päpstlichen Hof. 1804 begleitete er den Papst zur Krönung Napoleons I. nach Paris und wurde Großalmosenier des Kaiserreichs, Graf und Senator. Er präsidierte 1810 zu Paris einem Konzil des französischen Klerus und sprach sich hier so entschieden für den Papst und gegen dessen Mißhandlung durch Napoleon aus, daß er fortan zu Lyon in einer Art Verbannung leben mußte. Bei Annäherung der Österreicher (1814) floh er mit Lätitia, der Mutter des Kaisers, nach Rom und lebte hier in völliger Zurückgezogenheit den Künsten und Wissenschaften. Seine weltberühmte Gemäldesammlung soll mehr als 20,000 Bilder gezählt haben. Se in Briefwechsel mit Napoleon I. wurde von Du Casse herausgegeben (Par. 1855). Vgl. Ricard, Le cardinal F. (Par. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 461.
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