[276] Bouguereau (spr. bug'ro), Adolphe William, franz. Maler, geb. 30. Nov. 1825 in La Rochelle, Schüler Picots, kehrte nach fünfjährigem Aufenthalt in Rom 1855 nach Paris zurück, wo er als einer der Hauptvertreter der neben der Ingresschen sich entwickelnden Richtung, die den Idealismus mit mehr Natur und Sinnlichkeit zu verbinden strebte, zunächst mit Dekorationen in aristokratischen Wohnhäusern pompejanischen Stils beschäftigt ward, nachdem er anfangs mit dem Triumph der Märtyrerin, die Beisetzung der Leiche der heil. Cäcilia in den Katakomben darstellend, im Salon von 1855 eine ernstere Richtung eingeschlagen hatte. Bald wählte er fast ausschließlich seine Stoffe aus dem Gebiete der antiken Mythologie (Triumph der Venus, der verwundete Amor, Faun und Bakchantin, Philomele und Prokne), wobei er das Streben nach unverhüllter Sinnlichkeit durch höchste Eleganz des Vortrags zu verbergen suchte, der immer mehr zu rosiger, porzellanartiger Glätte ausartete. Dieselbe kühle und glatte Auffassung ist auch seinen religiösen Gemälden, den Wandmalereien in der Kirche zu Ste.-Clotilde und St.-Augustin, der Madonna mit dem Kind und dem kleinen Johannes, der Charitas, der Pietà und der Maria Consolatrix, der Madonna mit den Engeln, der Begegnung Christi mit seiner Mutter, der Verkündigung Mariä (beide in der Kirche St.-Vincent de Paul) und den heiligen Frauen am Grabe Christi, eigen, die aber gerade deswegen gleich seinen Porträten den Beifall der vornehmen Welt errangen. Den Gipfelpunkt seines auf kühle Berechnung gegründeten Strebens bezeichnet der Triumph der Venus (1879), dem eine große Menge von mythologischen und allegorischen Bildern folgte, unter denen Aurora, die Abenddämmerung, die Nacht, die Alma parens, die Jugend des Bacchus, das Wespennest, Amor und Psyche, die Inspiration und die Oreaden (1902) hervorzuheben sind. Er erhielt 1885 die Ehrenmedaille des Salons und das Kommandeurkreuz des Ordens der Ehrenlegion. Vgl. Vachon, B. (Par. 1901).