Brazza [2]

[364] Brazza, 1) Pierre Savorgnan de, Graf, franz. Marineoffizier und Afrikareisender, geb. 26. Jan. 1852 auf der Reede von Rio de Janeiro, aus einem alten Geschlecht Italiens, erhielt seine Bildung in einem Jesuitenkolleg zu Paris und auf der Marineschule zu Brest, trat 1870 in die französische Marine ein und diente 1872–74 an der Küste von Amerika sowie in den französischen Kolonien am Senegal und Gabun. Berühmt machte er sich durch die Erforschung des Ogowe in Niederguinea 1876–78, den er bis zur Grenze der Schiffbarkeit verfolgte, worauf er durch das Quellgebiet der Kongozuflüsse Alima und Likona bis Okanga gelangte. Im Auftrag der französischen Regierung drang er 1880 wiederum zum obern Ogowe vor, errichtete am Einfluß des Passa in den Ogowe die erste Station (Franceville), erreichte von da den Stanley Pool, gründete am Nordufer desselben eine zweite Station (Brazzaville), ging[364] darauf den Kongo hinunter und im Dezember 1880 wieder zum Gabun, von wo er von neuem zur Alima ausbrach, um dort eine dritte Station (Poste de l'Alima) zu gründen. Kürzesten Weges begab er sich dann durch unbekanntes Gebiet zwischen dem Ogowe und untern Kongo zur Küste und kehrte 1882 nach Frankreich zurück. 1883 zog B. mit Unterstützung der Regierung abermals den Ogowe aufwärts nach Franceville, welche Station er zum Hauptorte der neuen Kolonie erhob und durch Anlegung zahlreicher neuer Stationen mit der Küste und dem Kongo in Verbindung brachte. 1888 wurde B. zum Generalgouverneur des französischen Kongogebietes ernannt. 1891 leitete er eine Expedition nach dem obern Sangha, wo er mit dem vom Binuë zum Kongo vordringenden Leutnant Mizon zusammentraf. Vgl. Neuville und Bréard, Les voyages de Savorgnan de B. (Par. 1884); »Conferences et lettres de P. S. de B.« (hrsg. von Ney, das. 1888).

2) Giacomo Savorgnan di, Graf, Afrikareisender, Bruder des vorigen, geb. 14. Dez. 1859 in Rom, gest. daselbst 1. März 1888, bereiste 1885 den Osten und Nordosten des französischen Westäquatorialafrika und entdeckte den Sekoli, einen rechtsseitigen Zufluß des Kongo.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 364-365.
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