Neuville

[585] Neuville (spr. nöwil'), Alphonse de, franz. Maler, geb. 31. Mai 1836 in St.-Omer, gest. 20. Mai 1885 in Paris, studierte zuerst die Rechte, war dann kurze Zeit Schüler Picots, bildete sich aber hauptsächlich durch Selbststudium und im Atelier von Delacroix. Nachdem er 1859 mit einer Episode aus dem Krimkrieg debütiert, folgten die Gardejäger am Laufgraben des Mamelon Vert, der Straßenangriff von Magenta durch die Jäger und die Gardezuaven (Museum von St.-Omer), die Schlacht von San Lorenzo in Mexiko und die Jäger zu Fuß, die Tschernaja durchwatend[585] (Museum in Lille). In der Zwischenzeit entstanden zahlreiche Illustrationen, unter anderm für Victor Hugos »Misérables« und für Guizots »Histoire de France racontée à mes petits-enfants«. Nachdem er den deutsch-französischen Krieg als Ingenieuroffizier mitgemacht hatte, begann eine zweite Periode seiner künstlerischen Tätigkeit, während der er, unterstützt durch seine glänzenden koloristischen Fähigkeiten und die Energie seiner dramatischen Schilderungskraft, sich schnell zu dem populärsten Kriegsmaler des jungen Frankreich emporschwang, der durch seine oft tendenziösen Darstellungen dem Ruhmbedürfnis und der Eitelkeit seiner Landsleute zu schmeicheln wußte. Seine in Reproduktionen weit verbreiteten Hauptwerke in dieser Richtung sind: Biwak vor dem Dorf Le Bourget (1872, Museum in Dijon), die letzten Patronen zu Balan (1873), der Kampf auf den Eisenbahnschienen (1874, Museum in Chantilly), Angriff eines verbarrikadierten Hauses von Villersexel (1875), preußische Gefangene in der Kirche von Villersexel, Le Bourget (1878, ebenfalls weitverbreitet), das Panorama der Schlacht bei Champigny (mit Detaille), der Kirchhof von St.-Privat am 18. Aug. 1870, der Depeschenträger (1881) und der Parlamentär (1884, im Luxembourg-Museum zu Paris). 1889 wurde ihm ein Bronzestandbild in Paris errichtet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 585-586.
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