Calas

[694] Calas (spr. -lās), Jean, ein Opfer des Religionshasses, geb. 19. März 1698 als Protestant in Lacaparède bei Chartres, gest. 9. März 1762, lebte in Toulouse als Kaufmann. Am 13. Okt. 1761 wurde sein ältester Sohn im Magazin erhängt gefunden; er war seit einiger Zeit schwermütig gewesen, da er aber angeblich katholisch geworden war oder es doch werden wollte, wurde der Vater beschuldigt, ihn aus Religionshaß ermordet zu haben. Die ganze Familie[694] wurde darauf gefänglich eingezogen. Vergeblich beteuerte C. seine Unschuld, das Parlament erklärte ihn des Mordes überführt und verurteilte ihn zum Tode durchs Rad. Sein Vermögen wurde eingezogen; die Kinder brachte man in ein Kloster. Die Witwe zog mit einem der Söhne nach Genf. Voltaire nahm sich der Sache an, brachte den Prozeß durch seine Schrift »Sur la tolérance à cause de la mort de Jean C.« vor die Öffentlichkeit und bewirkte so eine Revision. 1765 erklärten König und Rat C. und seine Familie für unschuldig und gaben letzterer ihre eingezogenen Güter zurück. Vgl. Coquerel, J. C. et sa famille (2. Aufl., Par. 1870); Ed. Hertz, Voltaire und die französische Strafrechtspflege (Stuttg. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 694-695.
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