[804] Castillejo (spr. -iljēcho), Cristóval de, geb. um 1490 in Ciudad Rodrigo, gest. 12. Juni 1556 in Wien, der letzte Repräsentant der altspanischen Hofpoesie, kam, kaum 15 Jahre alt, als Page an den Hof[804] des nachmaligen Kaisers Ferdinand I., wurde dessen Sekretär und folgte ihm 1531 nach Deutschland. C. dekämpfte den klassisch-italienischen Stil in der Poesie, dessen Nachahmung durch Boscan und Garcilaso den nationalen zu verdrängen begann. Seine Gedichte in altspanischen Redondillas zeugen von außergewöhnlicher Sprachgewandtheit sowie technischer Fertigkeit in der Versifikation und bekunden einen echt dichterischen Geist, dessen Element das Satirische ist. Lange kursierten sie nur handschriftlich und in fliegenden Blättern. Aus Furcht vor der geistlichen Zensur wagte man nicht, den kecken »Dialogo de las condiciones de las mugeres« (1546 als pliego suelto; 1900 als Bd. 39 der »Biblioteca Universal«), den »Sermon de Amor« sowie die ovidische »Historia de Piramo y Tisbe« zu drucken. Um in Buchform zu erscheinen, mußten sie auf Befehl der Inquisition durch Auslassung anstößiger Stellen gereinigt werden (zuerst zu Madrid 1573; in Ramon Fernandez' Sammlung, Bd. 12 u. 13, das. 1792; zuletzt und am vollständigsten im Bd. 32 der »Biblioteca de Autores Españoles«, das. 1854). Von der äußerst frivolen »Comedia Constanza« sind nur Bruchstücke bekannt.