[306] Page (franz., spr. pāsche, die Herkunft des Wortes ist strittig; nach Holthausen v. lat. pathicus, griech. παϑικὸς, »Lustknabe«), Edelknabe. Schon im alten Orient und bei den Römern war es Sitte, schöne, reichgekleidete Knaben zur Bedienung zu halten, die unter der Aussicht alter gedienter Soldaten oder Sklaven, später in besondern Anstalten (Pädagogien) erzogen wurden. Im Mittelalter war die Pagenlaufbahn unerläßliche Vorbereitungsschule des Rittertums in germanischen, dann auch romanischen Ländern. Mit sieben Jahren kam der Edelknabe an einen Hof, um in den höfischen Umgangsformen und ritterlichen Künsten unterwiesen zu werden. Zunächst übernahm er den Dienst eines gewöhnlichen Leibdieners (in Frankreich varlet [valet]); er begleitete seinen Gebieter auf Jagd und Reisen, richtete Botschaften aus, bediente ihn besonders als Mundschenk bei Tafel. Den Damen lag es ob, ihn im Katechismus, in den hergebrachten Höflichkeitsformen und in der Verehrung Gottes und der Damen zu unterrichten. Mit der Erhebung zum Schildknappen (s. Knappe) wurde der Jüngling, meist im 14.18. Lebensjahr, wehrhaft gemacht. Vom Dreißigjährigen Krieg ab finden sich Pagen nur noch vereinzelt an fürstlichen Höfen. Die sogen. Leibpagen treten nach Ablauf ihrer Dienstzeit meist als wirkliche Kammerherren ein. Die hier und da noch bestehenden Pageninstitute (Pageries) mit einem Pagenhofmeister an der Spitze kommen mit den sogen. Ritterakademien ziemlich überein. An manchen Höfen fungieren bei Feierlichkeiten Kadetten in Pagenuniform. Vgl. v. Scharfenort, Die Pagen am brandenburg-preußischen Hofe 14151895 (Berl. 1895); A. v. Müller, Geschichtliche Entwickelung der königlich bayerischen Pagerie (Münch. 1901).