Cavalli

[821] Cavalli, 1) Francesco (eigentlich Caletti-Bruni), ital. Komponist, geb. um 1600 in Crema, gest. 14. Jan. 1676 in Venedig, trat 1617 in die damals unter Monteverdes Leitung stehende Sängerkapelle der Markuskirche ein, wurde 1640 Organist an der zweiten, 1665 an der ersten Orgel daselbst und 1668 Kapellmeister. Auf dem von Monteverde gelegten Grunde weiterbauend, hat C. zur Ausbildung des dramatischen Stils beigetragen und ist neben M. A. Cesti der namhafteste Opernkomponist Um die Mitte des 17. Jahrh. Die Gesamtzahl seiner Opern beläuft sich auf 42 (die erste: »Teti e Peleo«, 1639, die letzte: »Coriolano«, 1669), unter denen namentlich der zur Vermählungsfeier Ludwigs XIV. in Paris 1660 ausgeführte »Serse« (Xerxes) berühmt geworden ist. Sein »Giasone« (Jason) wurde neuerdings von Rob. Eitner herausgegeben. Ein Band Musiche sacre (Motetten, 1656) von C. enthält auch sechs 2–12 stimmige Sonaten. Vgl. H. Kretzschmar, Die venezianische Oper und die Werke Cavallis und Cestis (in der »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft«, Leipz. 1892).

2) Giovanni, Militärschriftsteller, geb. 3. Juli 1808 in Novara, gest. 23. Dez. 1879, verbesserte als piemontesischer Artillerieoffizier das Brücken- und besonders das Artilleriematerial, ging 1847 nach Schweden zur Überwachung der Herstellung piemontesischer Geschütze in der Gießerei des Baron Wahrendorff (Aken) und veranlaßte diesen, seinen glatten Hinterlader, der einen dem spätern preußischen ähnlichen Kolbenverschluß hatte, mit Zügen zu versehen. In Turin gab C. dann durch weitere Versuche zunächst die Grundlage zu dem 1860 hier eingeführten System La Hitte und konstruierte den ersten Keilverschluß für Hinterlader. Er wurde 1865 zum Kommandanten der Militärakademie ernannt und trat 1879 in den Ruhestand. Er schrieb unter anderm: »Mémoire sur les canons se chargeant par la culasse, sur les canons rayés etc.« (Par. 1849); »Aperçu sur les canons rayés se chargeant par la bouche et par la culasse, et sur les perfectionnements à apporter à l'art de la guerre en 1861« (Turin 1862); »Mémoire sur les éclatements remarquables des canonsen Belgique, de 1857 à 1858, et ailleurs à cause des poudres brisantes« (das. 1868).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 821.
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