Ceratonĭa

[841] Ceratonĭa L., Gattung der Leguminosen, mit der einzigen Art C. siliqua L. (Karoben-, Johannisbrot-, Bockshornbaum, Algarova), einem 6–10 m hohen, immergrünen Baum mit zwei- bis drei paarig gefiederten Blättern, eirunden, lederartigen Blättchen, roten Blüten in kurzen, aufrechten, achselständigen Trauben, die oft aus altem Holz hervorbrechen, und teils männliche, teils weibliche oder zwitterige Blüten tragen, und hängenden, bis 25 cm langen, zusammengedrückten Hülsen mit rotbraunen Samen. Er stammt vielleicht aus Kleinasien und ist jetzt namentlich in den östlichen Mittelmeerländern, aber auch westlich bis Portugal weit verbreitet, oft verwildert und in mehreren Varietäten kultiviert. Das Holz ist hart, schön geadert und zu Schreinerarbeiten brauchbar. Rinde und Blätter dienen zum Gerben. Die fleischigen Hülsen sind das Johannisbrot (wovon sich Johannes der Täufer in der Wüste ernährt haben soll, Soodbrot, Kandiol, Karob, Karoben, Karuben, Siliqua dulcis). Sie sind frisch herb und ungenießbar; man erntet sie unreif und legt sie an die Sonne, wo sie dann einen eigentümlichen Prozeß durchmachen. Das süßlich riechende und schmeckende Fruchtfleisch der Handelsware enthält über 50 Proz. Zucker und Gummi, 4 Proz. stickstoffhaltige Substanzen, 0,3 Proz. Fett, gegen 25 Proz. Zellstoff und Pektin, 1,3 Proz. Buttersäure, 3 Proz. Asche und 7 Proz. Wasser. Johannisbrot dient der ärmern Bevölkerung zur Nahrung, auch bereitet man daraus einen Sirup (besonders auf Cypern: Kaftanhonig) und einen Branntwein. In einigen Ländern am Mittelmeer werden Pferde und Stallvieh großenteils mit Johannisbrot gefüttert, in England benutzt man es als Mast futter. Es liefert bei passender Gärung bedeutende Mengen Buttersäure, so daß es zur Gewinnung der Säure und des Butteräthers benutzt wird. Auch dient Johannisbrot zur Bereitung von Tabaksaucen, als Bestandteil des Brusttees, der geröstete Same als Kaffeesurrogat. Der Johannisbrotbaum gedeiht auf dürrstem Land und ist deshalb im nordafrikanisch-französischen Kolonialgebiet reichlich angepflanzt worden, auch als Alleebaum. Im alten Griechenland wuchs der Baum nicht, aber die Früchte kamen, fälschlich ägyptische Feigen genannt, aus dem Orient auf den Markt. In Palästina bildeten die »keratia« (benannt nach der an der Spitze hornartig gekrümmten Hülfe) schon im Altertum eine gemeine Speise und ein Viehfutter, wie die Parabel vom verlornen Sohn lehrt, wo unter den »Trebern« der Lutherschen Übersetzung Johannisbrot (keration) zu verstehen ist. Vielleicht galt der Johannisbrotbaum bei den Römern als Symbol der Reinheit, da der Oberpriester des Jupiter gehalten war, seine Haar- und Nägelabschnitte unter demselben zu begraben. Der Name des kleinen Gold- und Diamantengewichts, des Karats,-wird von dem Samen des Johannisbrots abgeleitet, und noch in neuester Zeit dienten die Samen in Fezzan als Gewicht. Schwerlich ist der Baum schon zur Zeit der Römer nach Europa gekommen, vielmehr scheinen die Araber die verloren gegangene Kultur desselben wieder aufgenommen oder doch der vorhandenen ihre jetzige Ausbreitung gegeben zu haben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 841.
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