Chézy

[14] Chézy (spr. schesì), 1) Antoine Léonard de, franz. Orientalist, geb. 15. Jan. 1773 in Neuilly, gest. 31. Aug. 1832, war anfangs Zögling der polytechnischen Schule, wendete sich aber später Sanskritstudien zu und erhielt 1815 den eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl dieser Sprache am Collège de Franee, die erste Sanskritprofessur, die in Europa begründet wurde. Fr. Bopp, W. v. Humboldt, Fr. v. Schlegel, Burnouf u. a. waren seine Freunde. Sein Hauptwerk ist die von einer französischen Übersetzung begleitete Ausgabe von Kâlidâsas »Sakuntala« (Par. 1830), der erste Druck dieses berühmten Sanskrittextes.

2) Helmine von, deutsche Schriftstellerin, Gattin des vorigen, geborne von Klencke, Enkelin der Karschin, geb. 26. Jan. 1783 in Berlin, gest. 28. Febr. 1856 in Genf, erhielt eine sorgfältige Erziehung und verheiratete sich nach einer zu früh geschlossenen, unglücklichen und bald getrennten Ehe 1803 mit C., den sie zu Paris im Kreis Fr. v. Schlegels kennengelernt hatte. Als auch diese Ehe dasselbe Schicksal hatte, kehrte sie 1810 nach Deutschland zurück, widmete sich literarischen Arbeiten und lebte zunächst in Heidelberg, später abwechselnd in Berlin, Dresden, Wien, München und Genf, zuletzt erblindet. In ihren Dichtungen schloß sie sich äußerlich an die romantische Schule an. Wir nennen: »Gedichte« (Aschaffenb. 1812, 2 Bde.); »Herzenstöne auf Pilgerwegen« (Sulzbach 1833); das Rittergedicht »Die drei weißen Rosen« (in der »Urania«, 1821); den Roman »Emmas Prüfungen« (Heidelb. 1827); »Erzählungen und Novellen« (Leipz. 1822, 2 Bde.) und »Stundenblumen« (Wien 1824–27,4 Bdchn.). Auch verfaßte sie den verworrenen, schwächlich romantischen Text zu Webers Oper »Euryanthe« (Wien 1824). Ihre Denkwürdigkeiten (»Unvergessenes«, Leipz. 1859, 2 Tle.) gab Berta Borngräber heraus. – Ihr Sohn Wilhelm (geb. 21. März 1806 in Paris, gest. 13. März 1865) machte sich als Schriftsteller durch Romane und heraldische Werke bekannt.[14]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 14-15.
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