Charost

[890] Charost (spr. scharō), Armand Joseph de Béthune, Herzog von, Abkömmling Sullys, in der Revolutionszeit eingekerkert, am 9. Thermidor befreit, dann als »Wohltäter und Vater der leidenden Menschheit« gefeiert, geb. 1. Juli 1728 in Versailles, gest. 27. Okt. 1800 in Paris (angesteckt vom Pockengift beim Besuch der Taubstummenanstalt), wurde Offizier und diente mit Auszeichnung im Siebenjährigen Kriege. Nach dem Friedensschluß zog er sich auf seine Güter in der Bretagne zurück und sorgte freigebig für die Armen der Umgegend, hob Schulunterricht und Ackerbau, stiftete Hospitäler, Hilfskassen, Kinderbewahranstalten[890] und drang in zwei Provinzialversammlungen und in der Notabelnversammlung auf gerechtere Verteilung der Staatslasten. Während der Schreckensherrschaft wurde er sechs Monate gefangen gehalten und erst durch die Revolution vom 9. Thermidor befreit. Hierauf zog er sich wieder auf sein Gut Meillant zurück. Das Cherdepartement verdankt ihm die Einführung des Lein-, Krapp-, Rhabarber- und Tabakbaues, rationellere Zucht der Bienen, Schafe und Pferde und den Kanal vom Bec d'Allier in den Cher. C. war auch Stifter und tätiges Mitglied zahlreicher wohltätiger und gemeinnütziger Vereine und eine Zeitlang nach dem 18. Brumaire Distriktsmaire in Paris. Von ihm erschienen ein »Résumé des vues et des premiers travaux« (Par. 1799), »Vues générales sur l'organisation de l'instruction rurale« (1795) sowie eine Reihe Denkschriften über volkswirtschaftliche Fragen, auch ein Wörterbuch der Volkssprache auf seinen Besitzungen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 890-891.
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