Bienen

[834] Bienen (Immen, Blumenwespen, Apidae Gerst. hierm Tafel »Bienen«), Familie aus der Ordnung der Hautflügler, gedrungen gebaute, meist starl, oft bunt behaarte Insekten mit beim Männchen längern Fühlern als beim Weibchen, nicht ausgerandeten Augen, stets mit Nebenaugen und einem aus den stark verlängerten Unterkiefern und der verlängerten Unterlippe gebildeten Rüssel zum Auflecken des Blütenhonigs, in der Regel verbreiterten und an der Innen- oder Außenseite bürstenartig behaarten Schienen und Metatarsen der Hinterbeine und bei den Weibchen (und Arbeitern) mit einem in den Hinterleib zurückziehbaren, mit Widerhaken versehenen, durchbohrten Stachel, der mit einer Giftblase in Verbindung steht. Die B. tragen für ihre Brut Honig und Blütenstaub ein, erstern im Innern des Körpers, letztern als Höschen an den Hinterbeinen. Da, u ist bei den Schienensammlern die außere Seite der Hinterschienbeine und Hintertarsen dicht behaart, bei den Schenkelsammlern außerdem noch die Unterseite der Hinterschenkel und Hinterhüften und selbst noch die Seiten der Mittelbrust,[834] während bei den Bauchsammlern an den Hinterbeinen die Sammelhaare fehlen, wogegen die ganze untere Fläche des Hinterleibes mit Borstenhaaren besetzt ist. Die Schmarotzer- oder Kuckucksbienen legen ihre Eier in die Nester andrer B., und die entstehenden Larven, die sich weit schneller entwickeln als die der rechtmäßigen Bewohner, zehren die für letztere bestimmte Nahrung auf. Von den Sammel- oder Kunstbienen bauen die Weibchen der einsam lebenden Arten an Mauern, Felsen, in Erde oder altem Holz Nester, die aus einem Haufen Zellen bestehen, von denen jede zum Wohnsitz einer Larve bestimmt ist und deshalb mit einem aus Honig und Blumenstaub bereiteten Futtersaft angefüllt wird, welcher der Larve als Nahrung dient. Die gesellig lebenden Sammelbienen besitzen ein Körbchen an der Schiene des Hinterfußes, worin die in einen Klumpen zusammengeballte Ladung Blumenstaub nach Hause getragen wird. Ihre Gesellschaften sind bald jährig (Hummeln), bald dauernd (Honigbienen, Meliponen, Trigonen), und ihre Zellen werden stets aus reinem oder mit Harz vermischtem Wachs gebildet. Bei beiden Gruppen kommen stets Männchen (Drohnen), ein größeres (fruchtbares) Weibchen und kleinere (im fruchtbare) Weibchen oder Arbeiter vor; in den Sommergesellschaften arbeitet das Weibchen ebenso tätig wie die Arbeiter, während in den dauernden Gesellschaften das Weibchen nur noch Eier zu legen vermag. Von den einsam lebenden B. kennt man ca. 450 Arten in Deutschland, insgesamt ca. 7000 Arten. Vgl. Schmiedeknecht, Apidae europaeae (Berl. 1882–86, 2 Bde.); Friese, Die B. Europas (das. 1895–1901, 6 Bde.).

Von der Honigbiene (Hausbiene, Biene, Imme, A. mellifica L., s. Tafel) unterscheidet man nach Farbe und Größe verschiedene Rassen: 1) Die einfarbig dunkle Biene (A. mellifica im engern Sinn, Fig. 1,2,3), in Mittel- und Nordeuropa bis zum 60. und 61.° nördl. Br. und in einigen Gegenden Südeuropas und Afrikas. 2) Die bunte südeuropäische Biene, mit 2–3 gelben oder gelblichen ersten Hinterleibssegmenten und in Südfrankreich und Westasien mit gelbem Schildchen. In Italien hat diese Biene ein schwarzes Schildchen und ist als italienische Biene (A. ligustica Spin.) bekannt. Sie wurde 1853 durch Dzierzon in Deutschland eingeführt. 3) Die gebänderte oder ägyptische Biene (A. fasciata Latr.). in Ägypten, Arabien, Syrien und am Südabhang des Himalaja heimisch, 1864 versuchsweise in Deutschland eingeführt. 4) Die chinesische oder japanische Biene (A. sinensis Sm.). anscheinend auf Japan und China beschränkt. Graue Behaarung. Die Augen auffallend stark mit Haaren besetzt. Schenkel der Drohnen abweichend geformt. 5) Die afrikanische Biene (A. Adansonii Latr.), mit Ausnahme Nordafrikas über das ganze Innere des Erdteils bis zum Kap hin verbreitet, von der Größe der ägyptischen Biene, aber mit graugelber Behaarung. 6) Die madagaskarische Biene (A. unicolor Latr.), auf Madagaskar, Mauritius und Ceylon, auffallend schwarz gefärbt. 7) Die indische Biene (A. indica Fabr.), in Indien, Malaiischem Archipel und Afrika vorkommend. In dunkelbrauner bis gelblicher Färbung. Kleiner als A. mellifica L. Schenkel der Drohnen geschweift. Diese Rassen paaren sich erfolgreich untereinander, und die entstehenden Mischlinge sind unter sich wieder fortpflanzungsfähig.

Auf Grund des verschiedenen Naturells und der Lebensgewohnheiten unterscheidet man in jeder Rasse verschiedene Varietäten, so bei der dunkeln (deutschen) Rasse unter andern: die Heidebiene, A. mellifica var. lehzeni Buttel (nordwestdeutsche Heiden und Holland), und die krainische Biene, A. mellifica var. carniolica Buttel. Heidebiene und krainische Biene charakterisieren sich durch große Neigung zum Schwärmen und erbrüten frühzeitig und viel Drohnen. Amerika hatte vor Ankunft der Europäer Honig und Wachs nur von den dort heimischen B. der Gattung Trigona Jur. und Melipona Illig. Nach Mexiko wurde die Biene wahrscheinlich schon sehr früh durch die Spanier gebracht. 1763 kamen die ersten B. nach Pensacola, 1764 nach Cuba, 1793 wurden ein paar Völker nach New York geschafft, und seit 1797 zeigten sich B. westlich vom Mississippi. Nach Brasilien gelangten 1845 die ersten B. Jetzt lebt die Biene auch in Venezuela, Uruguay, den La Plata-Staaten und Chile. Überall aber finden wir in Amerika die deutsche Biene, die schon seit längerer Zeit auch wild in den Wäldern lebt. 1859 hat man von Deutschland aus die italienische Biene nach Nordamerika gebracht. Nach Australien kam die Biene 1862.

Körperbau der Biene. Der Bienenstaat.

Im normalen Zustand besteht ein Bienenvolk aus 600–1000 Drohnen, der Königin (Weisel) und 20–30,000 Arbeitsbienen. Zur Zeit der höchsten Entwickelung, kurz vor dem Schwärmen, steigt die Anzahl der Arbeiterinnen auf 60–80,000. Die Drohnen (Fig. 3 u. 33 der Tafel) haben einen plumpen Leib, die facettierten Augen stoßen auf dem Scheitel aneinander, und die drei einfachen Stirn- oder Punktaugen sind auf die Stirn gedrängt. Die fadenförmigen, geknickten Fühler sind 14gliederig. Die bewegliche Oberlippe ist zottig behaart, der Oberkiefer doppelt gezahnt, und die Vorderflügel decken den Hinterleib. Die Königin (Bienenmutter, Fig. 4 u. 40. der Tafel) ist das einzige vollkommene Weibchen im Volk und die längste Biene. Sie hat einen rundlich herzförmigen Kopf, die facettierten Augen sind nur schmal und lassen auf dem Scheitel eine breite Stirn, auf der die drei einfachen Augen stehen. Die Fühler sind 13gliederig und die Oberkiefer nach hinten zu ausgehöhlt. Zwischen Scheide und After liegt der Stachelapparat, der nur den Drohnen fehlt. Die Arbeitsbiene (Fig. 5 u. 5 a der Tafel) ist das kleinste Wesen im Bienenvolk. Ihr Kopf ist beinahe dreieckig, oben etwas eingebogen. Augen und Fühler sind wie bei der Königin. Sie besitzt die am vollständigsten entwickelten Mundteile (Fig. 16 der Tafel: N Fühler, O Augen, K Kopfschild [Clypeus], S Oberlippe, H häutiger Anhang der Oberlippe, a Kinn, c Nebenzungen [Paraglossae], b Rüssel oder Zunge, an der Spitze das Löffelchen, d die viergliederigen Lippentaster, Mx Kinnbacken [Unterkiefer, Maxillae], D Kinnbackentaster, C äußere Laden, Md Oberkiefer oder Mandibulae) und an den Hinterbeinen den Sammelapparat. Die Außenfläche der Hinterschienen ist grubenartig eingedrückt, von einfachen Randborsten umstellt (Körbchen c, Fig. 17 der Tafel) und dient zur Aufnahme des Blütenstaubes. Das erste Tarsalglied (Ferse, Metatarsus b) ist stark vergrößert und trägt auf der innern Seite zehn Querreihen brauner Haare (Bürste, Hechel, Fig. 170 der Tafel mit vergrößertem Fersenhenkel). Den Drohnen und Königinnen fehlen Körbchen und Bürste. Au den Vorderbeinen befindet sich der Fühlerreinigungsapparat. Der rechte Fühler wird zum Abputzen in den mit dem Striegelkamm besetzten runden Ausschnitt (a in Fig 18 der Tafel) des linken Vorderbeins[835] gelegt, die Biene preßt hierauf den Dorn (b), der mit einem winkeligen Auswuchs (Segel, Velum) versehen ist, darüber und zieht den Fühler hindurch. Die sechs Bauchschuppen (Ventralringe) der Arbeitsbiene bestehen je aus zwei Schuppen, die mittlern vier außerdem noch aus je zwei Querhälften.

Fig. 1. Stachelapparat der Biene.
Fig. 1. Stachelapparat der Biene.

Die vordere Querhälfte ist weich. durchscheinend, von harten Rändern eingefaßt. Diese häutigen Partien (Spiegel) dienen zur Erzeugung des Wachses, welches hier in Form kleiner Lamellen (Schüppchen) ausgeschwitzt wird. Die Wachslamellen werden mittels der Wachszange (Gelenkfläche [Fersenhenkel oder Dorn] und starke kammartige Borsten, a Fig. 17 der Tafel mit vergrößertem Wachskamm) zwischen den Bauchschuppen hervorgeholt, alsdann mit den Kiefern verarbeitet und zum Wabenbau verwendet. Den Drohnen fehlen die Spiegel ganz, und auch bei der Königin sind sie kaum vorhanden; Eierstöcke und Samentasche der Arbeitsbiene sind verkümmert. Zu dem Stachelapparat gehört die Giftdrüse, deren langer Gang das Gift erzeugt und in die Giftblase führt (Textfigur 1). Durch einen kurzen Stiel gelangt das Gift in den Stechapparat, der aus der Stachelrinne mit zwei Stechborsten u. zwei Stachelscheiden besteht und im Ruhezustand eingezogen wird. Bei Benutzung des Stachels bleibt er infolge seiner Widerhaken in der Wunde stecken und reißt mit den übrigen Teilen des Giftapparates aus, woran die Biene zu Grunde geht. Die Verdauungswerkzeuge (Textfigur 2) bestehen aus einem häutigen Schlauch, der am Munde beginnt und sich bis zum Äster erstreckt; das vordere Ende bildet die Speiseröhre, die sich zu der beutelförmigen Honigblase erweitert; an diese schließt sich der Mitteldarm oder Chylusmagen, in dem durch ein sehr kräftig wirkendes Ferment der Futtersaft bereitet wird. Der Chylusmagen verengert sich zum Dünndarm, und auf letztern folgt endlich der Hinterdarm. Die umfangreichen Speicheldrüsen sondern den Speichel ab, der ebenfalls ein sehr energisch wirkendes Ferment enthält In den Dünndarm münden die fadenförmigen Malpighischen Gefäße (Exkretionsorgane).

Fig. 2. Verdauungsapparat der Biene.
Fig. 2. Verdauungsapparat der Biene.

Die junge Königin macht bei günstiger Witterung in den ersten 3 Tagen nach dem Ausschlüpfen in den Mittagsstunden, umschwärmt von Drohnen, ihren Hochzeitsflug, auf dem sie befruchtet wird. Der Same wird in einer Samentasche abgelagert. Die Eier gleiten an der Mündung des Ausführungsganges der Samentasche bei der Eiablage vorbei und werden von der Königin instinktmäßig befruchtet oder nicht, je nachdem die Eier in Arbeitsbienenzellen (resp. Königinnenzellen) oder in Drohnenzellen abgelegt werden. Die Arbeiterinnen, resp. Königinnen entstehen aus befruchteten und die Drohnen aus unbefruchteten Eiern. Die Fruchtbarkeit der Königin, die nur einmal in ihrem Leben den Hochzeitsflug macht, dauert 3–5 Jahre. Drei Tage nach dem Hochzeitsflug beginnt die Königin Eier zu legen und legt unter besonders günstigen Umständen in 24 Stunden bis 3000 und mehr Stück, je eins in eine Zelle. Die Larven schlüpfen nach 3 Tagen aus und werden von den Arbeitsbienen sehr reichlich, aber verschieden gefüttert. Sind sie erwachsen, so werden die Zellen mit einem etwas porösen Deckel aus Pollen u. Wachs verschlossen. Die Larven (Fig. 6 der Tafel; die Hälfte der 10 Paar Atemlöcher [Stigmen] sichtbar) spinnen sich ein und verwandeln sich in Nymphen (Puppen, Fig. 7 der Tafel), und nach mehreren Tagen schlüpfen die B. aus.

Fehlt im Stock eine Königin, so erziehen die B. eine solche aus einer Arbeiterlarve, indem sie deren Brutzelle erweitern (Nachschaffungszelle) und der Larve reichlicheres und besseres Futter geben.

Tabelle

Dabei g el an gen die Geschlechtsorgane zur Entwickelung, während sie verkümmern, wenn den Larven vom vierten Tag an geringeres Futter geboten wird. Ein übertragen von Ciern oder Larven in eine Weiselzelle findet nicht statt. Hat sich die Zahl der Arbeitsbienen im Stock stark vermehrt, so bauen sie Drohnenzellen und Weiselzellen. Letztere werden mit dem Wachstum der Larve vergrößert, und die Larve erhält bis mr Bedeckelung der Zelle feinsten Futtersaft. Bevor die junge Königin ausschlüpft, schwärmt das Volk zur Bildung einer neuen Kolonie (s. Bienenzucht, S. 840).

Den Drohnen und der Königin liegt die Fortpflanzung der Art ob; alle übrigen Geschäfte außerhalb und innerhalb des Stockes besorgen die Arbeitsbienen. Sie lecken den Blumennektar (auch Blattlaushonig, Blatthonig etc.) auf, sammeln ihn im Honigmagen an und setzen ihn, nachdem er im Magen in Honig verwandelt wurde, in die Zellen ab. Den Pollen (Blütenstaub) tragen die B. in ihren Körbchen als Höschen in den Stock (sie »höseln«), um ihn in die Zellen zu stampfen. Wasser brauchen die B. zur Löschung ihres Durstes. zur Bereitung des Futtersaftes und um verzuckerten Honig wieder flüssig zu machen; sie speichern es aber nicht m den Zellen auf, sondern teilen es sich gegenseitig mit. Von den Knospen der Erlen, Kastanien etc.[836] tragen die B. Harz (Kitt, Propolis, Stopfwachs) ein, um es zur Abglättung der Wohnung, zur Verstopfung aller Ritzen derselben und zur stärkern Befestigung der Waben an der Decke und den Wänden zu verwenden. Das Futter für die Larven bereiten in der Regel die jüngern B., die noch nicht aufs Feld ausfliegen (Brutammen, Hausbienen). Brütende B. nehmen eine Quantität Honig und Pollen in den Chylusmagen auf und bereiten aus dem Speisebrei (Chymus) einen besondern Saft, den Speisesaft (Chylus), den sie, insoweit sie ihn nicht zur Ernährung des eignen Lebens ins Blut aufnehmen, den Larven als Futtersaft reichen. Auch die Larven der Arbeitsbienen erhalten Futtersaft, doch wird diesem vom vierten Tage viel Honig beigemischt, so daß Stickstoff- und Fettgehalt auf die Hälfte sinken. Den Drohnenlarven wird vom vierten Tag an neben mit Honig versetztem Futtersaft auch unverdauter Pollen gereicht. Zur Wachsbereitung verzehren die B. viel Honig und Pollen und lassen den bereiteten Chylus ins Blut übergehen, aus dem sie das Wachs in den erwähnten Spiegeln abscheiden. Zur Erzeugung von 1 Teil Wachs verbrauchen die B. ca. 12 Teile Honig. Der Wabenbau wird stets senkrecht von oben nach unten geführt. Jede Wabe hat eine Dicke von etwa 23 mm, und der Raum zwischen je zwei Waben ist gleich der Zellenlänge, also 11,5 mm. Jede Wabe besteht aus einer Mittelwand, an der auf beiden Seiten horizontal liegende sechseckige Zellen ausgeführt sind. Die kleinen Zellen (Arbeiterzellen) dienen zur Erbrütung der Arbeitsbienen und die großen (Drohnenzellen) zur Erbrütung der Drohnen. Übergangszellen sind da vorhanden, wo die B. von Arbeiterzellen zu Drohnenzellen übergehen. Brutleere Arbeiter- und Drohnenzellen dienen zur Aufspeicherung des Honigs. Weiselzellen stehen isoliert, mit der Mündung nach unten, sind eichelförmig und inwendig rund (Fig. 2 der Tafel); nach dem Ausschlüpfen der Königin werden sie in der Regel wieder abgenagt. Die eigentliche Bauzeit fällt in die Monate Mai und Juni und, wo Spättracht ist, auch noch in den Juli. Neugebaute Waben sind schneeweiß, sie werden aber bald gelblich und dunkel gefärbt.

Auf die Dauer können die B. von Honig allein nicht leben, sie bedürfen auch des stickstoffhaltigen Pollens. Drohnen und die Königin verzehren Futtersaft, der ihnen von den Arbeiterinnen mittels ihres Rüssels gereicht wird, und Honig; rohen Pollen fressen beide nie. Arbeitsunfähige und krüppelhafte Arbeitsbienen und Drohnen werden von den Arbeitsbienen zum Flugloch hinausgetrieben, falls sie nicht (wie gewöhnlich) freiwillig hinauskriechen. Geht die Fruchtbarkeit einer Königin zu Ende, so werden die Brutpflegeinstinkte der B. durch die spärlicher abgesetzten Eier nicht mehr befriedigt, und das Volk zieht eine neue Königin auf und beseitigt die alte (Königinwechsel). Die Drohnen leben meistens vom Mai bis Anfang August, alsdann gehen sie zu Grunde oder werden von den Arbeitsbienen in der Drohnenschlacht vertilgt (s. Bienenzucht, S. 841). Die Arbeitsbienen erreichen im Sommer ein Alter von 6, bei starker Tracht nur von 2–3 Wochen; im Herbst erbrütete Arbeitsbienen leben bis ins Frühjahr des nächsten Jahres. Die jüngern B. machen etwa am 10. Tag ihres Insektenlebens ihren ersten Reinigungsausflug (bei dem der Kot entleert wird) und orientieren sich über die Umgebung des Stockes (Vorspiel); vom 11. Tag an beginnen sie einzutragen (Trachtbienen).

Im Frühjahr halten die B. Reinigungsausflüge oft schon bei 7 oder 8° Wärme im Schatten; Ausflüge nach Tracht unternehmen sie bei ca. 15° im Schatten, stark fliegen sie bei 22–25°. Die äußere Temperatur hat auf die Wärme im Bienenvolk unbedeutenden Einfluß, denn selbst bei Frost findet man im Innern des Volkes 15–20° und mehr. Im Brutnest und im bauenden Volk herrscht in der Regel eine Temperatur von 25–35°. Steigt die Temperatur im Bienenstock über 36°, so stellen die B. alle Arbeiten ein, setzen sich müßig vor den Stock (Vorliegen der B.) und fächeln (ventilieren) stark im Flugloch, um die verderbliche Hitze aus dem Stock zu treiben. Die fächelnden B. sitzen die Wände entlang und auf dem Bodenbrett bis zum Flugloch hinaus, sich die erwärmte Luft gleichsam mit den Flügeln zuwerfend; dabei strömt die Luft so stark aus dem Flugloch hervor, daß sie ein kleines Papierwindmühlchen in Bewegung setzt. Frische Luft dringt von selbst durch das Flugloch ein.

Die stachellosen Drohnen benutzen auch nicht ihre kurzen Beißzangen als Waffe. Die Königin gebraucht ihren Stachel nur gegen andre Königinnen; den Menschen sticht sie freiwillig nicht. Die Arbeitsbienen bedienen sich der Beißzangen als Verteidigungsmittel; ihre Hauptwaffe ist jedoch der Stachel, den sie gegen jede fremde Biene sowie gegen andre Tiere und Menschen anwenden. Sie stechen besonders in der Nähe ihrer Wohnung; auf dem Felde sind die sammelnden B. scheu und furchtsam. Besonders stechlustig sind die B. bei heißer Luft und namentlich bei Gewitterschwüle; auch weisellose Völker sind sehr stechlustig. Das Bienengift verursacht Schmerz, Entzündung und Geschwulst. Manche Personen bekommen schon von einem einzigen Stich das Nesselfieber, auch sind Todesfälle nach wenigen Stichen, aber nur bei Herzleidenden oder zu Schlagfluß Disponierten, beobachtet worden. Nach dem Stich entfernt man den Stachel und drückt die Stichwunde, bis ein Blutströpfchen hervortritt. Der wirksame Stoff im Bienengift ist eine toxikologisch dem Schlangengift verwandte Substanz Als Gegenmittel empfiehlt sich Brom und Chlor in 0,1 Proz. wässeriger Lösung auf die Stichwunde. Von den Krankheiten der B. ist am verderblichsten die Faulbrut, dann die Ruhr und die Maikrankheit, deren höherer Grad Tollkrankheit heißt. Die sogen. Büschel- oder Hörnerkrankheit ist keine Krankheit (vgl. die einzelnen Artikel). Häufig werden die B. von Parasiten geplagt, besonders von der blinden Bienenlaus. Viele B. erliegen den zahlreichen Bienenfeinden (Fig. 8–15 der Tafel). Zu diesen gehören Spitzmaus, Wespenbussard, Spechte, Bienenfresser, Würger, Meisen, der Storch und andre Vögel, die Kröte, der Maiwurm, der Bienenkäfer, der Bienenwolf, Hornissen, Wespen, Ameisen, die Wachsmotte, die Bienenbuckelfliege, Spinnen, Milben, Eingeweidewürmer etc.

Vgl. Huber, Nouvelles observations sur les abeilles (2. Ausg., Par. u. Genf 1814, 2 Bde.; deutsch mit Anmerkungen hrsg. von G. Kleine, Einbeck 1869, 2 Bde.); Girdwoyn, Anatomie et physiologie de l'abeille (Par. 1875); Lubbock, Ameisen, B. und Wespen (deutsch, Leipz. 1883); Leuckart, Anatomie der B. (Wandtafel, Kassel 1885); Cowan, die Honigbiene, ihre Naturgeschichte, Anatomie und Physiologie (a. d. Engl., Braunschw. 1891); Heß, Die Feinde der Biene (Hannov. 1887); Schönfeld, Ernährung der Honigbiene (Freiburg 1897); v. Buttel-Reepen, Sind die B. Reflexmaschinen? (Leipz. 1900); Derselbe, Stammesgeschichtliche Entstehung des Bienenstaates[837] (Leipz. 1903); Cheshire, Bees and beekeeping, Bd. 1: Scientific (Lond. 1886). Vgl. auch Literatur bei »Bienenzucht«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 834-838.
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