Krapp

[596] Krapp, die Wurzel mehrerer Arten der Rubiazeengattung Rubia. Der europäische K. stammt größtenteils von der in Südeuropa heimischen Färberröte (R. tinctorum, s. Tafel »Farbpflanzen«, Fig. 2, mit Text) ab, die auch in Nordamerika und Australien kultiviert wird; R. peregrina liefert den levantischen K. und den K. der Provence, R. munjista den ostindischen; andre Arten werden in Westindien, Südamerika etc. kultiviert. K. enthält außer den gewöhnlichen Pflanzenbestandteilen (elsässischer K. bis 16 Proz. Zucker) Glykoside, die unter dem Einfluß eigentümlicher Fermente sich langsam in Zucker und Farbstoff zersetzen. Daher gewinnt der K. beim Aufbewahren. Die Ruberythrinsäure C26H28O14 spaltet sich unter Aufnahme der Elemente des Wassers in Alizarin C14H8O4 und Zucker, ein andres Glykosid liefert das Purpur in C14H8O5; außerdem enthält K. orangerotes Pseudopurpurin, gelbes Purpuroxanthin und Isalizarin. – Bei der Anwendung des rohen Krapps wirken die neben den Farbstoffen vorkommenden Substanzen störend, und von dem Farbstoff bleibt die Hälfte, an Kalk und Magnesia gebunden, in der Wurzel zurück. Man benutzt daher Präparate, die den Farbstoff in reinerer und konzentrierterer Form enthalten. So wird der K. mit Wasser und etwas Schwefelsäure 12–15 Stunden maceriert, dann abgepreßt, getrocknet und gemahlen (Krappblumen). Das Waschwasser ist zuckerreich, kann in Gärung versetzt werden und gibt dann bei der Destillation Spiritus (Krappspiritus). Die Krappblumen geben ein schöneres, solideres Violett, ein glänzendes Rosa, und der weiße Grund bleibt reiner, der Farbstoff aber wird ebenfalls nur zur Hälfte ausgenutzt. Zur Darstellung von Garancin extrahiert man gemahlenen K. mit kaltem Wasser, preßt, rührt ihn mit schwach verdünnter Schwefelsäure an, wäscht dann aus, trocknet und mahlt. 100 Teile dieses Präparats entsprechen 500 bis 600 Teilen K. Es gibt ziemlich lebhafte und glänzende Farben und ebenfalls reinern weißen Grund. Ähnliche Präparate sind: Garanceux, Pinkoffin (Alizarine commerciale), Krappkohle, Kolorin. Die Krappextrakte aus K., Garancin und Krappkohle besitzen das 20–70fache Färbevermögen des Krapps, liefern im allgemeinen sehr echte Farben mit sehr schönem Weiß und dienen namentlich in der Zeugdruckerei. Hierher gehören Azale, Rochlederin etc., die aus fast reinem Alizarin bestehen. – Der Krappbau hatte einst große Bedeutung, seitdem es aber Graebe und Liebermann 1868 gelang, das Alizarin aus Steinkohlenteer darzustellen, wird fast nur noch das künstliche Alizarin angewendet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 596.
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