Chiavenna

[16] Chiavenna (spr. kjaw-, deutsch Cleven), Stadt in der ital. Provinz Sondrio, nördlich vom Comersee, 300 m ü. M., in einem fruchtbaren Talkessel an der Mera gelegen, wichtiger Schlüsselpunkt an der Eisenbahn Colico-C., der elektrischen Bahn Lecco-C. und den Alpenstraßen über den Splügen durch das Tal San Giacomo und über den Malojapaß durch das Bergelltal, hat eine schöne Renaissancekirche, San Lorenzo, mit schlankem Glockenturm und altem Baptisterium, ein unausgebautes Schloß, Reste einer alten [16] Feste und (1901) ca. 3000 (als Gemeinde 4788) Einw., die Fabrikation von Teigwaren, Bier, Watte und Baumwollspinnerei betreiben; außerdem werden Tonwaren aus Lavezstein hergestellt und Handel mit Früchten und Wein getrieben. An den Gebirgsabhängen finden sich zahlreiche Klüfte, sogen. Ventaroli (»Atemlöcher«), die zu Wein- und Bierkellern benutzt werden. 4 km östlich das durch einen Bergsturz verschüttete Dorf Plurs (s. Bergell). – C. war schon 1038 Hauptort einer Grafschaft, die im 12. Jahrh. zum Herzogtum Schwaben gehörte. Um ihren Besitz rivalisierten die Bistümer Chur und Como; 1335 aber kam die Grafschaft an die Visconti von Mailand, die sie der Familie Balbiani zu Lehen gaben. 1512 eroberten die Graubündner C. und behaupteten es nach Niederwerfung eines während des Dreißigjährigen Krieges ausgebrochenen Aufstandes bis 1797. Dann fiel C. an die Zisalpinische Republik und teilte von da ab die Geschicke der Lombardei. Vgl. Crollalanza, Storia del contado di C. (Mail. 1870).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 16-17.
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