Chor [3]

[93] Chor (das oder der), in der kirchlichen Baukunst der Teil eines Kirchengebäudes, wo der Hauptaltar steht, und der für die Priester bestimmt ist, im Gegensatze zum Schiff, das der Gemeinde zur Versammlung dient und von jenem durch den sogen. Triumphbogen und eine aufsteigende Stufenreihe (daher auch hohes C. genannt), bisweilen auch durch Schranken (Kanzellen) abgesondert ist (s. Chorschranken). Ein bedeutend erhöhtes C. läßt stets auf das Vorhandensein einer darunter befindlichen Krypte (s.d.) schließen. Mit der Anlage des Chores begannen in der Regel die mittelalterlichen Kirchenbauten. In Dom- und Stiftskirchen sind an den Seiten des Chores die Sitze für die vornehme Geistlichkeit (s. Chorstühle) angebracht. An allen Kirchenbauten aus dem Mittelalter erscheint das C. als ein besonderer, an der östlichen Seite des Hauptbaues angebrachter, bei romanischen Kirchen gewöhnlich halbrunder, bei gotischen Kirchen fünf-, sieben- oder mehreckiger, bisweilen noch mit einem Chorumgang oder Kapellenkranz umgebener, bei deutschen Kirchen romanischen Stils auch von runden oder eckigen Türmen (Chortürmen) flankierter Anbau, der sich meist schon äußerlich durch reichere Formen auszeichnet. – Den Namen C. führt in katholischen wie in protestantischen Kirchen auch der für Sänger und Musiker bestimmte Raum vor der Orgel, gewöhnlich dem Altar gegenüber.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 93.
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