[161] Cisĭo-Janus, die vor Einführung unsrer heutigen Kalender üblichen lateinischen Verse, meistens Hexameter, aus denen man die Folge der wichtigsten Tage eines jeden Monats erkannte. Man ordnete in je zwei Hexametern die Namen der wichtigsten Feste und Heiligen so, daß jede Silbe der beiden Verse einen Tag bezeichnete und der Name selbst mit derjenigen Silbe begann, welche die Tagezählung des Monats erforderte. So bedeutete das Wort Cisio soviel wie Circumcisio Christi, während der Name Janus anzeigte, daß dieses Fest auf den 1. Januar falle. Bei Verdeutschungen benutzte man Reimverse, in denen die einzelnen Worte oder Verse den Tagen entsprachen. Noch im Anfang des 17. Jahrh. findet man den Namen eines Kalenderheiligen statt des Datums in Urkunden angegeben. Obgleich Ph. Melanchthon dem C. mehr Geschmack zu geben versucht hatte, so legte man doch den ältern wegen der größern Heiligenzahl immer von neuem auf. So erschienen: »Lucae Losii C., h. e. Calendarium syllabicum« (Wittenb. 1551) und »Chytraei Chronologia« (Helmst. 1586, Rostock 1592). Zu Anfang des 18. Jahrh. wurde der C. vom Kalender verdrängt. Der poetisch wertvollste C. ist »Das heilige Namenbuch« von Konrad Dankrotzheim (1435; hrsg. von Pickel, Straßb. 1878).