Cremōna [2]

[340] Cremōna, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), links am Po, über den eine 943 m lange Brücke führt, Knotenpunkt an der Eisenbahn Mantua-Pavia, ist von alten Ringmauern mit vier Toren umgeben und wird von einem überdeckten Kanal durchschnitten. Sie hat geräumige Straßen und Plätze, von denen mehrere mit Denkmälern (Viktor Emanuel II., Garibaldi), die Piazza Roma mit Anlagen geschmückt sind. Ein hervorragendes Bauwerk ist der Dom, 1107–90 im romanischen Stil erbaut, mit spätern Zutaten (Marmorfassade von 1491 u. a.), im Innern mit bedeutenden Fresken (von Boccaccino, Romanino, Pordenone). Nordwärts vom Dom, durch Arkaden mit ihm verbunden, steht der Torrazzo, ein gotischer, 121 m hoher Glockenturm (1261–84 erbaut), unten vier-, oben achteckig. Südwestlich vom Dom befindet sich das achteckige Baptisterium (1167 umgebaut). Andre namhafte Gebäude sind die Kirchen San Sigismondo (von 1462), San Pietro (von 1549, mit Kuppeln und reicher Bemalung), Santa Margherita, Sant' Agostino und Santa Agata (mit Fresken), der gotische Palazzo pubblico (von 1245) und der Palazzo dei Giureconsulti (von 1292) sowie mehrere Privatpaläste. Die Stadt zählt (1901) ca. 34,400, mit den Vorstädten (Corpi Santi) 37,693 Einw., die Fabrikation von Maschinen, Glas- und Tonwaren, Fackeln, Teig- und Fleischwaren, Konfitüren (torrone), Senf, Seide, Hüten etc. betreiben. Berühmt sind die hier im 16. bis 18. Jahrh. verfertigten Geigen (von Amati, Guarneri, Stradivari etc.). Auch der Handel mit Getreide, Flachs, Käse etc. ist ansehnlich. C. hat ein Seminar, ein Lyzeum, ein Gymnasium, ein Gewerbeinstitut, eine technische Schule, eine Gesangschule, zwei Theater, eine Staatsbibliothek, ein Museum, eine Handelskammer und ist Sitz eines Bischofs und der Provinzialbehörden. – C. ward 219 v. Chr. als römische Kolonie im Insubrergebiet[340] erbaut und stark befestigt. Durch ihre dem Handel günstige Lage gedieh die Stadt zu großem Reichtum, von dem prächtige Paläste und ein berühmtes Amphitheater Zeugnis gaben. 70 n. Chr. zerstörten sie Vespasians Soldaten wegen ihrer Anhänglichkeit an Vitellius. Vespasian beförderte zwar den Aufbau, doch ward sie 605 von den Langobarden abermals verwüstet, erlangte erst seit dem 10. Jahrh. wieder größere Bedeutung und kam im 13. Jahrh. zu hoher Blüte. 1334 geriet C. unter die Herrschaft Mailands, dem es von Venedig bestritten wurde, aber schließlich verblieb. Im 18. Jahrh. kämpften Franzosen und Kaiserliche wiederholt um C., doch verblieb es seit 1736 den letztern und teilte von nun an die Geschicke der Lombardei. Vgl. Robolotti, C. e sua provincia (Mail. 1859); Derselbe, Storia di C. prima del comune (Cremona 1878).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 340-341.
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