Dóczi

[76] Dóczi (spr. dōzi, ursprünglich Dux), Ludwig, Freiherr von, ungarischer und deutscher Publizist und Dichter, geb. 1845 zu Deutsch-Kreuz im Ödenburger Komitat, machte seine Studien in Ödenburg und Wien, kam 1866 als Korrespondent der »Presse« nach Budapest und wurde bald eins der hervorragendsten Mitglieder eines zur Partei Deáks gehörenden Kreises jüngerer Schriftsteller. Kurz nach der Konstituierung des ungarischen Ministeriums Andrássy wurde D. Konzipist beim Ministerpräsidium (im Preßbureau) und erwarb sich dort durch seine hervorragende Begabung das Vertrauen Andrássys. Zugleich auf dem Felde der poetischen ungarischen Literatur tätig, übersetzte er Schaufferts Lustspiel »Schach dem Kön ig« (ausgeführt im Nationaltheater) sowie Goethes »Faust« und gewann einen Preis der ungarischen Akademie mit seinem Lustspiel »A csók« (»Der Kuß«), das auf allen ungarischen und später in der von D. selbst herrührenden deutschen Bearbeitung auf den meisten deutschen Bühnen mit Erfolg ausgeführt wurde. Als Graf Andrássy 1871 die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten in Wien übernahm, siedelte D. dorthin über, wurde in seiner Stellung im k. u. k. Ministerium des Äußern bald zum Sektions- und Hofrat, später zum Sektionschef ernannt und in den ungarischen Adelstand erhoben. Von seinen Bühnenstücken sind noch die Schauspiele »Vegyes párok« (»Gemischte Paare«), »Gräfin Vera«, »Maria Szécsy« (1891) und die Lustspiele »Letzte Liebe« und »Ellinor« zu erwähnen; auch zerstreute Novellen (»Carmela Spadaro« u.a.) und schwungvolle lyrische Gedichte hat D. veröffentlicht und C. Mādáchs »Tragödie des Menschen« ins Deutsche übersetzt (Stuttg. 1891). Im J. 1900 wurde D. in den Freiherrenstand erhoben. 1901 trat er von seinem Amt zurück, um sich ausschließlich der literarischen Tätigkeit zu widmen, als deren Früchte 1903 eine vollständige Übersetzung von Schillers Gedichten und des »Wallenstein« ins Ungarische erschien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 76.
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