[46] Dislokation (lat.), in der Geologie die mechanische Verschiebung von Gebirgsmassen, hauptsächlich veranlaßt durch Bewegungen, die aus der Veränderung des Volumens der Erde hervorgehen. Die durch diesen Vorgang erzeugten Spannungen zerlegen sich in tangentiale und radiale, d.h. in horizontale oder schiebende und faltende, und in vertikale oder senkende [46] Bewegungen. Im erstern Fall entstehen Faltungen der Gesteine (Sättel und Mulden, s. Schichtung), im zweiten Falle Senkungen und Einstürze, die bei linearer Erstreckung auch als Graben oder Grabenversenkungen bezeichnet werden. Die D. kann mit oder ohne Bruch erfolgen; im ersten Fall entsteht eine Trennung längs bestimmter Flächen, eine Verwerfung (s. d.), im letztern Fall ein bloßes Umbiegen, eine Flexur. Eine Flexur geht oft in eine Verwerfung über. Mindert sich an einer Verwerfung das Ausmaß der Senkung allmählich und beginnt zugleich eine zweite Bruchfläche mit parallelem Verlauf und zunehmender Senkung neben der ersten, so bleibt zwischen beiden ein schwebendes Stück zurück, das man als Brücke bezeichnet. Sind bei starker Faltung die Sättel und Mulden so verschoben, daß ihre Flügel nach derselben Seite einfallen (isoklinale Sättel und Mulden), so werden bei gleichzeitigem Auftreten von streichenden Verwerfungen (s. d.) immer nur die hangenden Flügel der Sättel mit normaler Schichtenfolge sichtbar (Schuppenstruktur); man trifft also statt der Schichtenfolge 12343212343212 etc. die Folge 1234123412 etc. Nähern sich zwei Senkungsfelder einander und bleibt zwischen beiden ein trennender Rücken, von dem nach beiden Seiten die Senkungen treppenförmig abfallen, so heißt ein solcher Rücken ein Horst. Vgl. Margerie und Heim, Die Dislokationen der Erdrinde (deutsch u. franz., Zürich 1888). In der Chirurgie bezeichnet man mit D. die Verschiebung eines Teiles von seiner richtigen Stelle, namentlich der Bruchenden bei Knochenbrüchen und der Gelenkenden bei Verrenkungen. D. heißt auch die militärische Verteilung der Truppen in Friedensgarnisonen; dann die in Quartieren (Ortsunterkunft) im Gegensatze zum Biwak im Feld. Auch bei »Unterbringung« auf kurze Zeit, auf Märschen etc. ist schnelle Versammlung der Truppen Bedingung für gute D. Dislokationskarten etc. geben eine Übersicht der Verteilung der Truppen. Vgl. die »Garnisonkarte des Reichsheeres« von der königl. Landesaufnahme (Berl. 1902), die »Dislokationskarte der französischen Kriegsmacht« von Tröltsch (das.) u.a.