Ekléktiker

[585] Ekléktiker (griech., »Auswähler«), derjenige, der von dem Vorhandenen das für sich wählt, was ihm als das Vorzüglichste erscheint, ist daher Name derjenigen Philosophen, die kein bestimmtes selbständiges System aufstellen, sondern aus den vorhandenen philosophischen Lehren das für sich auswählen und zusammenstellen, was ihnen die meiste Wahrheit zu enthalten scheint. Der Eklektizismus zeigt sich dann, wenn die Kraft selbständigen Denkens erschöpft ist. In der Geschichte der Philosophie gilt als eklektische Philosophie z. B. die Ciceros. E. oder eklektische Platoniker sind auch die Vorläufer des Neuplatonismus, namentlich Plutarch, Apulejus, Numenios u.a. In neuerer Zeit hat V. Cousin (s. d. 2) ein solches System unter dem Namen l'Éclectisme aufgestellt. – In der Kunstgeschichte heißen E. die italienischen Maler, welche die Vorzüge aller großen Meister zu vereinigen strebten, so namentlich die Schule der Carracci in Bologna und die Schule des R. Mengs, welche die Komposition Raffaels, das Kolorit Tizians und das Helldunkel Correggios zu verbinden suchten. Dann nennt man im allgemeinen E. alle Künstler, Dichter, Schriftsteller etc., die sich nicht einer bestimmten Kunstrichtung anschließen, sondern verschiedenen Mustern nachstreben, die entweder ihrer Eigenart besonders zusagen, oder die sie für die nachahmungswürdigsten halten. – Eklektisch, auswählend, prüfend.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 585.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: