[762] Emphysēm (griech., Windgeschwulst, Luftgeschwulst), Ansammlung von Luft in den Geweben, vorzugsweise im Zellgewebe unter der äußern Haut. Das Zellgewebsemphysem stellt sich als weiche, elastische Anschwellung eines Teiles dar, bei dessen Berührung man eine eigentümlich knisternde Empfindung hat, die davon herrührt, daß der drückende Finger die Luft von einer Zellgewebsmasche in die andre eintreibt. Wenn der Eintritt von Luft in das Unterhautzellgewebe andauert, so kann sich das E. sehr stark ausbreiten, um so stärker und rascher, je schlaffer das Unterhautbindegewebe ist; daher bevorzugt das E. die Beugeseiten der Glieder vor den Streckseiten. Der Hals kann die Dicke des Kopfes annehmen; das Antlitz besteht aus unförmlichen Wülsten, die Brust ist bei bedeutendem E. hoch angeschwollen,[762] die Arme und Beine bilden dicke Zylinder. Die Haut wird bei sehr starker Ausdehnung blaß und glänzend. Ihre Temperatur und Empfindlichkeit sind unbeeinflußt. Das bisher geschilderte E. entsteht gewöhnlich infolge einer Verletzung (Emphysema traumaticum) der Atemwerkzeuge, indem die Luft in das geöffnete Bindegewebslager während der Ausatmung hineingetrieben wird. Vorzugsweise geben Stichwunden, welche die Luftwege eröffnen, sowie Rippenbrüche mit Verletzung der Lungen, zu früh geschlossene Tracheotomiewunden etc. Veranlassung zur Entstehung des Emphysems. Auch bei heftiger Atemanstrengung, z. B. beim Gebärakt, kann E. entstehen, indem einzelne Lungenbläschen platzen und infolgedessen sich die Luft in das Bindegewebe des Lungenfelles, von da in die Höhlen des Mittelfelles und so weiter auf Hals und Brust verbreiten. Eine andre Art von E. kann durch die von Bakterien gebildeten Fäulnisgase in brandigen Geweben entstehen. Eine Behandlung des Emphysems ist in der Regel unnötig. Sobald sich die das E. erzeugenden Wunden geschlossen haben, erfolgt rasche Aufsaugung der Luft. Alles, was dies befördert, dient auch zur Beseitigung des Emphysems. Bei dem brandigen E. ist der Brand zu behandeln. Über E. der Lungen s. Lungenemphysem.